Wenn ich (Lydia) heute auf das erste Baby-Jahr zurückschaue, stelle ich fest, dass es auch für mich eine Zeit war, die mich herausgefordert hat, wie kaum etwas Anderes in meinem bisherigen Leben. Ich hatte mich sehr auf unser Kind gefreut, konnte es kaum erwarten, endlich Mama zu werden – was schon immer mein Wunsch war. Aber ich habe unterschätzt, wie sehr es mein und unser Leben verändert, ein Kind zu haben.
Der Start
Dazu war unser Start mit Baby nicht einfach, denn Josua bekam einen Tag nach der Geburt eine Infektion und hatte Gelbsucht, sodass wir die ersten anderthalb Wochen seines Lebens im Krankenhaus verbracht haben. Das war sehr stressig für uns, da man mit der Krankenhausmaschinerie funktionieren musste, während mit Baby sowieso plötzlich alles anders und neu war. Außerdem fiel es Josua nicht leicht, das Stillen zu lernen, sodass ich in den ersten Wochen Milch abpumpen musste.
Aber auch in dieser Zeit haben wir erlebt, wie Gott uns durchgetragen hat. Für uns war es zum Beispiel ein Wunder, dass Benjamin und ich beide auf der Kinderstation bleiben konnten, sodass wir diese erste Zeit gemeinsam durchstehen konnten. Dankbar sind wir auch für die Freundlichkeit, die wir von den Krankenschwestern auf der Kinderstation erleben durften. Und an einem Abend, als mit der ganzen Hormon-Umstellung der Mama-Blues kam, hat Gott mir einen Engel, nämlich eine sehr liebe Nachtschwester, geschickt, die sich rührend um mich gekümmert hat.
Endlich zu Hause
Als wir dann endlich nach Hause durften, mussten wir als frischgebackene Eltern lernen, uns um unser Neugeborenes zu kümmern… Wir hatten eine ganz liebe Hebamme, die uns für einige Monate begleitete. Von ihr haben wir vieles über Babypflege gelernt und auch beim Stillen lernen hat sie uns sehr unterstützt. Da durften wir nach anderthalb Monaten einen Durchbruch erleben, denn seitdem funktionierte das Stillen – ich brauchte ich keine Milch mehr abpumpen und meine Hebamme war der Meinung ich habe „Sahne in der Brust“, da Josua sehr gut zunahm. 🙌
Neuer Alltag mit Baby
Meine Vorstellungen, was man noch alles mit Kind nebenbei machen kann, wurden schnell über den Haufen geworfen und wir waren schon froh, unseren neuen Alltag mit Kind überhaupt irgendwie zu bewältigen. Es war so hilfreich, dass Benjamin zwei Monate Elternzeit hatte und wir gemeinsam in dieses neue Leben als Eltern hineinwachsen konnten. Ich bin sehr dankbar, dass mein Mann kochen kann und auch sich auch um die Wäsche kümmerte, bis ich diese Aufgaben wieder mehr übernehmen konnte.
Ich hatte mir nicht vorstellen können, wie zeit-intensiv es ist, ein Kind zu haben und sich darum zu kümmern und wie wenig Zeit noch für Anderes übrig bleibt. In den ersten Wochen packte mich diese ernüchternde Erkenntnis und ich sah ein, dass ich eben nicht so einfach bei der laufenden Familienschule dabei sein konnte, allein schon wegen des Milch-Abpumpens. Ganz ehrlich: Ich wusste nicht, dass Babys Hilfe beim Pupsen und Einschlafen benötigen… Irgendwie hat es den Tag ausgefüllt, sich um Milch, Windeln und all diese Sachen zu kümmern, während Benjamin und ich ja auch noch Bedürfnisse hatten… Also musste ich völlig neu lernen, Prioritäten zu setzen und meine Bedürfnisse oft denen des Babys hintenanzustellen. Herausgefordert war ich auch, mich vom Schreien meines Babys nicht stressen zu lassen und im Frieden zu bleiben.
Meine Rolle bei JMEM veränderte sich also sehr stark und ich lernte, dass ich konkret planen musste, wenn ich irgendwo dabei sein wollte. Und trotzdem immer bereit zu sein, die Pläne über den Haufen zu werfen, weil das Baby ja auch mal krank wird oder plötzlich einschläft oder eben nicht einschläft oder wieder mal Milch will… Irgendwann kam mir der Gedanke, dass man als Mama ganz praktisch lernt, das eigene Leben für seine Kinder niederzulegen – wie Jesus sagt: „Niemand hat größere Liebe ❤️ als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde.“ (Johannes 15,13)
Als Mama alles neu lernen
Ich glaube es ist für jede junge Mama ein Lernfeld, auf die Bedürfnisse ihres Kindes einzugehen und dabei sich selber nicht zu verlieren. Plötzlich muss die Zeit, die man hat, dafür reichen, sich um ein Kind, den Haushalt und auch noch sich selber zu kümmern. Und Ehefrau ist man ja auch noch.
Da ich viele Jahre single war und auch einige Zeit mit Benjamin verheiratet war, ohne dass wir Kinder hatten, hatte ich viele Gewohnheiten und meine Art mit Dingen umzugehen, die plötzlich nicht mehr funktionierten: Am Wochenende ausschlafen. Zeit alleine zum Auftanken. Meine tägliche Mittagspause. Mal spontan irgendwohin fahren. Ungestört meinen Gedanken nachhängen und reflektieren. Dinge in Ruhe durchdenken und planen. Zwei Stunden Zeit alleine mit Gott haben. Im Lobpreis mich ganz auf Gott fokussieren…
Diese Veränderungen waren schwer für mich als stetiger Mensch. Dinge schnell zu erledigen und „Carpe Minutam!“ (Nutze die Minute, die du gerade hast) wurden für uns zu lebensrettenden Prinzipien. Trotzdem war es anstrengend, ständig seine Pläne über den Haufen zu werfen, unterbrochen zu werden und oft das Gefühl zu haben, nicht effektiv zu sein… Aber Gott hat es mir zugetraut, Mama zu werden. Neu zu lernen, wie das Leben mit Kind funktioniert. Und er hat mich als Mama für Josua ausgesucht. Darum bin ich die beste Mama, die mein Kind haben kann. (Und Benjamin ist der beste Papa. 😉) Das gibt Zuversicht.
Nicht nur Funktionieren, sondern Blühen 🌷
Innerlich habe ich oft die Spannung gespürt, dass ich nicht nur funktionieren möchte, den Alltag irgendwie hinzukriegen, sondern auch den Wunsch hatte, selbst zu aufzublühen. In dieser Zeit ermutigte mich eine Mentorin, mich selber nicht zu verlieren. Weil mir ja bereits Dinge in meinem Leben wichtig waren, bevor ich Mama wurde. Die wurden nun im Mama-Alltag auf den Prüfstand gestellt.
Also machte ich mir bei einem Spaziergang Gedanken, während Benjamin sich um Josua kümmerte, was mir wirklich wichtig ist – was mich zum Blühen bringt – und wie ich das im Alltag einplanen kann. Wichtig geworden sind mir dabei unter Anderem: Regelmäßig Lobpreis zu machen und Zeit alleine mit Gott zu haben, während Benjamin sich um Josua kümmert. Den Raum für geistliche Gemeinschaft und Austausch mit Anderen zu haben. Mich ab und zu mit Freundinnen zu treffen. Zeit dafür zu haben, meine Rückenübungen zu machen. Mal zum Friseur zu gehen. Und so versuche ich, diese Dinge im Alltag immer wieder einzuplanen, damit ich eben nicht untergehe, sondern auch aufblühen kann.
Was uns als Familie wichtig ist …
Wir haben in dieser Zeit auch darüber nachgedacht, was uns als Ehepaar und Familie wichtig ist. Zum Beispiel haben wir Freitagabend oft gemeinsam Shabbat gefeiert. Als Josua anfing, abends früher schlafen zu gehen, hat das nicht mehr stressfrei so wie vorher funktioniert. Also haben einen neuen Rahmen gesucht, der für uns passt und haben stattdessen angefangen, am Samstag Morgen ein ausgiebiges Frühstück mit Shabbat-Feier zu machen. Uns war auch wichtig, einen Ruhetag in der Woche zu haben und auch da sind wir noch am Lernen, wie der mit Kind aussehen und für uns trotzdem erholsam sein kann.
Wir haben uns bewusst dafür entschieden, uns als Familie fürs Reich Gottes einzusetzen, schon bevor wir ein Kind hatten. Und nun dürfen wir ausbuchstabieren 🔤, wie das funktioniert. Wenn wir uns einzeln fürs Reich Gottes einsetzen wollen (oder auch, wenn einer von uns Zeit für sich braucht), versuchen wir, dass sich der andere um das Kind kümmert, um dem Partner den Rücken freizuhalten. Wenn wir uns gemeinsam einsetzen wollen, müssen wir Wege finden, wie wir das als Paar oder als Familie tun können.
… und wie wir es umsetzen
Beim Familiencamp vor einem Jahr hatte einer von uns Josua auf dem Schoß, während wir gemeinsam Lobpreis gemacht haben. Mittlerweile braucht Josua mehr Beschäftigung und lässt sich auch zeitweilig fremdbetreuen. Darum haben Benjamin und ich vor ein paar Wochen gemeinsam Lobpreis geleitet, während jemand anderes mit ihm spielte. Beim Ehepaar-Wochenende haben wir einen Workshop zum Thema „Gemeinsam Beten“ angeboten – währenddessen hat Josua Mittagsschlaf gemacht, später habe ich ihn einfach dazugeholt.
Auch die gemeinsame Reise zur Familiendienst-Konferenz ins Ausland mussten wir so planen, das sie für uns als Familie funktioniert: zum Beispiel mit Zwischenübernachtungen am Flughafen, damit wir morgens rechtzeitig den Flieger bekommen. Vor Ort war Benjamin war eher abends beim Programm dabei, weil ich Josua ins Bett gebracht habe, dafür hat er sich morgens um Josua gekümmert, damit ich morgens beim Lobpreis dabei sein konnte.
Wir blühen beide auf, wenn wir tiefe Gespräche mit anderen Menschen führen und sie ermutigen können. Darum lieben wir es, wenn wir als Eltern Zeit dazu finden, zum Beispiel während wir mit anderen essen oder solche Gespräche zu führen, während Josua schläft.
Zum Abschluss…
Irgendwann wurde mir klar, dass man als Eltern ein Leben lang lernen darf, weil man die Kinder in immer wieder neuen Lebensphasen begleiten darf. Und Dinge, die eine Weile funktioniert haben, dann plötzlich nicht mehr funktionieren, und man ständig Neues lernen darf (oder muss 😜).
Es bleibt jedenfalls herausfordernd und spannend. Eltern-Sein ist eine tolle Sache und wir sind auf dem Weg. Wir sind Gott dafür dankbar, dass wir diesen Weg gehen dürfen. Und dabei immer mehr lernen dürfen, zu lieben.

ChatGPT hat Vorschläge für die Zwischenüberschriften gemacht.
Der Prompt für das Bild: A busy mum forcing a smile while holding a baby and trying to keep up with everything – cooking on the stove, cleaning the floor with a mop, sorting laundry, and feeding the baby. Clipart style, bright colors, simple shapes, clean white background, slightly humorous but warm and relatable tone.