Knöpfe

Und das soll Liebe sein?!

Gottes Liebe fühlt sich oft so menschlich an: ein Vater, der seine Tochter hochhebt. Eine Mutter, die ihren Sohn stillt. Und sogar ein Partner, der immer wieder genau die „richtigen“ Knöpfe drückt – nämlich diejenigen, die uns die Verletzungen spüren lassen, die wir seit unserer Kindheit mit uns herumtragen.

Das soll Liebe sein?! Könnten unsere Spannungen und Konflikte des Alltags Gottes „Lauftraining“ sein?

Ich (Gott) aber hatte Ephraim (Israel) laufen gelehrt und sie (Israel) auf meine Arme genommen. Aber sie merkten nicht, dass ich sie heilte. Mit menschlichen Seilen zog ich sie, mit Stricken der Liebe.“ (Hosea 11,3-4a)

Es ist kein Zufall, dass meine Frau die „Fähigkeit“ hat, genau die richtigen Knöpfe in mir zu drücken (Aua!). Sie ist genau die richtige Frau für mich, damit ich „Laufen“ (Lieben) lernen kann. Gott hat sich in den Kopf gesetzt, um dein und mein Herz zu heilen, und er ist es, der uns – auch in solchen schwierigen Situationen – immer wieder anstupst: „Vertraust du mir? Lass deine Verletzung los und komme mit mir …“

Bevor ich geheiratet habe, wusste ich, dass noch Baustellen in meinem Herzen sind (zum Beispiel Einsamkeit). Aber ich hätte nicht gedacht, dass diese so schmerzhaft für die Person sein können, die ich liebe – und die mich liebt. Dahinter stehen Überlebensstrategien, für die ich mich in meiner Kindheit entschieden habe („Ich muss meine Gefühle selbst bewältigen.“). Diese Strategien sind jetzt wie Kleidung, die zu eng geworden ist: sie passen einfach nicht mehr.

So renne ich immer wieder zu meinem himmlischen Vater: „Ich weiß nicht weiter. Hilf du mir.“ Und zwar nicht nur in der konkreten Konflikt-Situation, sondern auch in der Heilung der Wunde, die da angestupst wurde. „Jahrelang habe ich die Lüge geglaubt, dass … (mich sowieso keiner richtig versteht). Papa, welche Wahrheit sprichst du mir zu?“ („Du bist mir wichtig. Bei mir bist du sicher.“)

Natürlich finde ich Konflikte immer noch anstrengend und unangenehm. Aber über bewältigte Konflikte freue ich mich nicht nur ironisch (Juhu, ein Konflikt!). Sie zeigen mir, wie sanft, geduldig und hartnäckig Gott an meinem Herzen arbeitet! Er ist wirklich der beste Vater!

Junge Liebe

(Englische Version)

Ich bin jetzt seit 9 Monaten verheiratet – und darum identifiziere ich mich mit dem, wie es Josef hier geht (Matthäus 1,19). Mein Herz sehnt sich, meine Braut zu lieben. Jedoch ist es unmöglich, sie aus meiner eigenen Kraft ordentlich zu lieben. Meine guten Vorsätze sind nicht genug.

Nur wenn meine Liebe zu Jesus größer ist als meine Liebe zu ihr, fühlt sie sich wirklich geliebt. Nur wenn ich sie als Geschenk Gottes an mich annehme, kann ich auch ein Geschenk von Gott für sie sein.

Ich will tiefer lernen, was es bedeutet, gut zu leiten. Leiten bedeutet Dienen. Und Dienen ist nur möglich, indem ich Jesus anschaue, was er tut. Vater – bitte lehre mich zu lieben.

(Standbilder von „Die Boten“, Weihnachts-Spezial von Staffel 2 von The Chosen, 04:47-06:50) – bisher nur mit deutschen Untertiteln

Young Love

(Deutsche Version)


I have been married for 9 months now … so, I can totally identify with the situation that Joseph was in (Matthew 1:19). My heart is aching to love my bride well. However, it is not possible to love her well out of my own strength. My good intentions are not enough.

It’s only when my love to Jesus is greater than my love to her, that she feels truly loved. It’s only when I receive her as a gift from God to me that I can be a gift from God to her.

I want to learn deeper what it means to lead her well. Leading is serving. Serving is only possible by looking at Jesus and doing what he tells me. Father – please teach me how to love.

(Stills from „The Messager“, Special Christmas Episode from Season 2 of The Chosen, 04:47-06:50)

Um was es bei Ehe geht / Wie buchstabiert man Liebe? (Timothy Keller)

Seit kurzem bin ich verheiratet. Aber schon viele Jahre vorher fing ich an, Ehebücher zu lesen – klingt verrückt? Fand ich zumindest damals, als ich ein Buch rezensieren sollte – und erst bei Ankunft des Buches realisierte, dass es um Ehe geht. Warum soll ich als Single, der noch gar nicht ernsthaft nach einer Beziehung suchte, mich damit beschäftigen? Aber als ich dann anfing, es zu lesen, veränderte es meine Vorstellung davon, wie eine gute Ehe aussieht, und warum es sich lohnt, dafür Zeit und Energie zu investieren.

Dieses Buch sagt sogar im Vorwort, dass es explizit für Singles geschrieben ist – Timothy Keller war Pastor einer Gemeinde, die größtenteils Singles hatte, und hatte dort eine Predigtreihe über Ehe gehalten. Ich liebe dieses Buch, so sehr, dass ich es gleich mehrmals hintereinander gelesen habe. Wenn du nur ein Buch über Ehe lesen möchtest, nimm dieses.

Keller konfrontiert Vorurteile über Ehe mit gesellschaftlichen Studien, mit biblischen Überlegungen und bringt praktische Beispiele dazu. Genial! Und vor allem: er zeichnet ein brutal realistisches, und gleichzeitig anziehendes Bild, um was es bei Ehe geht.

Zum Beispiel:

Wenn zwei Ehepartner einen Tag miteinander verbringen, kann sich die Frage, wer das Vergnügen bekommt und wer nachgibt, alle paar Minuten stellen. Und dann gibt es 3 Möglichkeiten:
– Du kannst dem Anderen mit Freude deinen Dienst anbieten
– Du kannst dieses Angebot kaltherzig oder mit Widerwillen machen
– Oder du kannst selbstsüchtig auf das bestehen, was du willst.
Nur dann, wenn beide Partner häufig auf die erste Art darauf reagieren, kann die Ehe aufblühen. Aber wie schwer das ist!

Im Original: If two spouses are spending a day together, the question of who gets each’s pleasure and who gives in can present itself every few minutes. And when it does, there are 3 possibilities: You can offer to serve the other with joy, you can make the offer with coldness or resentment, or you can selfishly insist on your own way. Only when both partners are regularly responding to one another in the first way can the marriage thrive. But how hard that is! (Timothy Keller, The Meaning of Marriage, p. 54)

Was ich von dem Buch vor allem gelernt habe: bei Liebe geht es wirklich um mein ganzes Leben. Es klingt echt anstrengend – aber es lohnt sich total.

In dem ganzen Prozess, in dem meine Beziehung zu Lydia gewachsen ist, und auch jetzt, waren die Worte dieses und anderer Ehe-Bücher wichtige Impulse, die meine Vorstellungskraft geprägt haben: wie ist Liebe, konkret ausbuchstabiert? Wie kann ich liebevoll reagieren, wenn ich eine Antwort höre, die nicht dem entspricht was ich mir wünsche? Wie kann ich eine geduldige und dienende Haltung leben? Etc.

Jemand sagte: „Schreibe deine Liebesgeschichte so, dass du sie deinen Enkeln erzählen willst.“ Lydia und ich erzählen unsere Liebesgeschichte sehr gerne! Sie war nicht perfekt, aber immer wieder ist Gottes Liebe und Gnade in unserer Beziehung deutlich sichtbar geworden.

Nach unserer Hochzeit fragte uns einmal ein Single: „Was ist das Schönste daran, verheiratet zu sein?“ Und meine Antwort war: Dass wir einander Gnade geben können, immer und immer wieder. Wir kommen immer wieder an unsere Grenzen – z.B. an die Grenzen unserer Kraft, ich bin schusselig und etwas geht kaputt, oder ich spüre dass meine Persönlichkeit ihr gerade auf die Nerven geht. Jetzt, da man so eng zusammen lebt, spürt man noch deutlicher, wo man noch so seine Baustellen hat … Und dann ist es so befreiend zu erleben, dass Lydia mir immer wieder vergibt und die Freiheit gibt, ich selbst zu sein. Das macht mutig, mich selbst als wertvoll zu behandeln. Und das alles ist nur möglich, weil wir beide aus der unendlichen Gnade Gottes schöpfen. Irgendwie hört er wirklich nie auf, uns zu lieben. Und mit dieser bedingungslosen Liebe wollen wir lernen, einander zu lieben.