Was ist Liebe? Folge 1: Die verbotene Praline (Feedback gewünscht)

Echte Liebe ist ein Kunstwerk. Sie ist so schön, aber auch so zerbrechlich. Verändere nur ein Strich davon, und du zerstörst das ganze Bild.
Echte Liebe ist Begegnung. Nicht eine mathematische Realität, die man definieren kann. Nur indem man sie gibt, wird sie sichtbar.
Und darum erzählen viele kleine Geschichten in meinem Leben von der Entdeckungsreise, was Liebe ist – und was Liebe nicht ist.

Die verbotene Praline

Früh morgens wachte ich auf. Blitzidee! Da, in der Süßigkeitenbox war doch eine Praline, die sooo lecker aussieht! Leise kletterte ich aus meinem Hochbett, damit meine Eltern nicht aufwachen (ich war so ca. 8 Jahre alt). Ich schlich mich in die Küche, mühte mich ab, die Blechbox mit den Süßigkeiten geräuschlos zu öffnen, und … da war sie. Mmmh! Golden! Bestimmt mit Schokolade und einer tollen Füllung!

Es gab nur ein Problem. Ich bekam zwar jeden Tag nach dem Mittagessen etwas aus dieser Box, musste aber unbedingt vorher fragen. Das ging jetzt gerade nicht, meine Eltern schlafen ja noch. Überhaupt, sie würden es mir wahrscheinlich eh nicht erlauben, noch vor dem Frühstück … aber ich wollte sie doch jetzt haben! Sie glitzerte doch so schön!

Ich horchte nochmal, ob vielleicht meine Eltern gerade kommen, entfernte vorsichtig die Goldfolie und voller Vorfreude … bäh! die schmeckt ja gar nicht! die ist ja mit Alkohol! Schnell räumte ich alles wieder auf, um keinen Verdacht zu erwecken, und legte mich wieder in mein Bett. Aber ich konnte nicht schlafen! Mein schlechtes Gewissen quälte mich!

Schließlich stand ich auf, holte meinen Geldbeutel mit dem Taschengeld, nahm die größte Münze, die ich besaß (5 Mark), und legte sie (vorsichtig) dorthin, wo die Praline vorher gewesen ist. Ich dachte, so können meine Eltern wenigstens Ersatz kaufen.

Eigentlich wollte ich mir Vergebung kaufen. Aber das eigentliche Problem war ja nicht, dass die Praline jetzt gegessen war, sondern dass ich meinen Eltern ungehorsam war. Und so nahm ich mir vor: das nächste Mal frage ich bestimmt. Auch wenn ich warten muss, bis sie aufstehen.

(Diese Geschichte erzählte ich Jahre später immer wieder den verschiedenen Kindern im Kindergottesdienst. Als ich sie irgendwann auch meiner Mutter erzählte, sagte sie, dass sie davon gar nichts mitbekommen hatte. Wahrscheinlich hatte sie sich nur über die 5 Mark gewundert.)

Was ich gelernt habe: Echte Liebe ist Vertrauen. Wenn ich mir einfach das nehme, was ich gerade will, weil ich es will, schmeckt es gar nicht.


Feedback gewünscht:

Vor ein paar Tagen habe ich entschieden, aufzuschreiben, wo ich in meinem Leben Facetten von der echten Liebe kennengelernt habe – die Liebe, die ich von Gott bekomme, die in mir wirkt, und die ich weitergebe.

Wenn du möchtest, dass ich diese Serie fortführe, schreibe mir bitte!

David und Saul: Echte Freunde vergeben

Diese Theaterstücke sind für ein Camp zum Thema „Wer ist ein echter Freund?“ entstanden, darum der Schwerpunkt auf David (+ Jonathan).

Personen: Saul, später: David, noch später: Jonathan, 1 Statist („jemand“)
Requisiten: Fahrtenmesser, Stück Stoff das David bei Saul abschneiden kann mit sicherheitsnadel angeheftet,
Programm: Lobpreis-Lieder, evt. Bilder Jubiläum
Text: 1. Samuel 24,4 – David trifft Saul in der Höhle
Kerngedanke: Freunde vergeben und machen einen neuen Anfang

Als das Programm anfängt: Saul ist wütend, sucht David überall. (David-Schauspieler nicht anwesend.) Saul verschwindet, um woanders zu suchen.

Nach dem Programm: Kinder sollen sich für Nachtwanderung bereit machen. Währenddessen taucht David auf und treibt zur Eile: „Wir müssen hier weg! Wir sind in Gefahr! Ihr seid ja meine Freunde, deswegen seid ihr auch in Gefahr!! Saul will mich umbringen, und er ist schon ganz in der Nähe!“ Aus der Ferne hört man Saul ein Shofar blasen – David erklärt: der Krieg hat begonnen. Sucht sich bestimmt ganz viele Kämpfer, die mit ihm kämpfen.

Nachtwanderung – wir verstecken uns beim Hutberg im Wald. Saul ist manchmal von der Ferne zu hören, er kommt immer näher. Schließlich ist er in Sichtweite und „pinkelt“ (Wasserflasche mit Loch im Deckel), jemand fordert David auf, „Hast du dein Messer dabei? Das ist deine Chance! Jetzt kannst du dem Ganzen ein Ende bereiten! Gott ist so gut, er hilft dir!“ David holt sein Messer heraus, zögert aber.

[ Hier Cut – helleres Licht? David zieht seinen Umhang aus. „Bevor die Geschichte weitergebt, möchte ich erzählen, wo ich etwas ähnliches erlebt habe.“ (ein Zeugnis über Vergebung … ggf. statt hier nach dem Theaterstück) ]

David schleicht sich an Saul heran, streckt das Messer aus, schneidet aber nur ein Stück vom Umhang ab. Leise zu seinen Männern: „Wehe, ihr tut Saul irgendetwas!!“

Saul ist fertig mit pinkeln und bricht wieder auf und geht aus dem Wald raus.

David ruft: „Hey, Saul!“

Saul dreht sich um, versucht David in der Dunkelheit zu erkennen … „Ist das nicht David? Wo bist du, zeig dich, wenn du dich traust!“

David bleibt im Wald: „Saul, ich hab da etwas in der Hand, was von dir ist …“

Saul läuft in Richtung Wald. David tritt heraus und zeigt den Stoff-Zipfel. Saul erstaunt: „Das … ist ja ein Stück Stoff, genauso wie der Umhang, den ich gerade anhabe! Wo hast du den denn her?!“

David: „Von deinem Gewand abgeschnitten!“

Saul: „Tatsächlich … da fehlt ein Stück … aber … warum?!“

David: „Saul, Saul, Saul (beruhigend) … Warum glaubst du, dass ich dir etwas Böses tun will? Ich hätte dich umbringen können, aber ich habe es nicht getan. Gott hat dich zum König gemacht, und darum werde ich deine Königsherrschaft nicht beenden. Ich habe dir vergeben. Du wolltest mich umbringen, aber ich werde dich nicht umbringen. Warum verfolgst du mich? Ich bin doch nur so ein kleiner Hund, der draußen im Garten wohnt.“

Saul: „David? Ist das wirklich mein Sohn David? Du bist ein echter Freund. Du hättest mich umbringen können, aber du hast es nicht getan. Du hast gezeigt, dass ich dir wichtig bin. Wow.“

Saul und David umarmen sich.

Saul: „Ich weiß, Gott hat dich zum König berufen. Versprich mir, dass du meine ganze Familie und mich niemals umbringen wirst!“

David: „Klar. Das verspreche ich dir gerne. Freunde für immer!“

Saul: (zögert) „Ja. Freunde für immer.“ Saul verschwindet.

Jemand sagt an: Jetzt können wir ja zum Ratsfeuer gehen. Zeit zum Entspannen/lockeres Zusammensein.

Jonathan gesellt sich später zum Feuer dazu. David erzählt Jonathan (mit Hilfe der Kinder), was passiert ist.

„Das sind echte Freunde. Wir sind mal sauer – aber wir versöhnen uns. Wir kämpfen nicht gegeneinander – sondern miteinander. Und das können wir nur, wenn wir uns immer wieder das vergeben, was wir falsch machen. Freunde für immer …“

David: „Aber warum bist du eigentlich gekommen?“

Jonathan: „Ach, ich wollte dich einfach ein bisschen aufmuntern. Ich weiß, dass man manchmal Ermutigung braucht … und Stärkung.“ (Holt Gummibärchen hervor – verteilen aber noch nicht essen!)

David: „Ermutigung? Oh, ja, die brauche ich.“

Jonathan: „Ich finde es so toll, dass du so viel Zeit mit mir verbracht hast, du hast mir so viel vertraut, obwohl das mit Saul nicht immer einfach war. etc.“

David: „Wow. Aber ich finde auch, dass du ein echt toller Freund bist … etc.“

Ab.

Reflektion / Anwendung:

  • Leider hält das Versprechen von Saul nicht lange an. Echte Freunde sind treu und stehen zu dem, was sie versprochen haben.
  • Ermutigung ist so wichtig … Zu zweit: ein gutes Wort über den anderen aussprechen. Segnen (Gutes beten)

  • Regeln: Nur Gutes, Ernstgemeintes sagen. Und dafür das Gummibärchen verschenken.

  • Ggf. Beispiel auf der Bühne, einer wertschätzt eine anderen Mitarbeiter

Vergeben?! Will ich das wirklich?!

herzManchmal höre ich, „Nein, ich habe ihm/ihr/ihnen noch nicht vergeben …“ Ich fühle den Schmerz dahinter… und nachdem ich ausgiebig zugehört habe, erzähle ich vorsichtig, warum ich Vergebung so wichtig finde.

Vergebung ist oft ein Prozess. Gerade wenn die Verletzung tief war, wird es auch eine Weile dauern, bis sie wieder heil ist. Das Wichtige dabei ist, dass dieser Heilungsprozess nicht aufhört.

Der Heilungsprozess wird verlangsamt oder sogar abgebrochen:

a) Wenn du entscheidest, es ist doch nicht so schlimm, ich will es einfach vergessen. Damit kehrst du die Wunde unter den Teppich, und dort kann sie „schön“ vor sich hin eitern und bricht irgendwann umso stärker aus.

b) Wenn du entscheidest, es ist so schlimm, ich werde niemals vergeben. Das ist so, als würdest du jeden Tag neu den Schorf deiner Wunde aufkratzen, weil du den Schmerz als Erinnerung brauchst. Ja, es tut weh. Ja, du wirst daraus etwas lernen, „Konsequenzen ziehen“. Aber später. Erst einmal, renn zu Jesus und lass dich von ihm trösten.

Denn weißt du, die Gefahr ist folgende: Wenn die Wunde nicht ausheilt, ist sie Jahre später immer noch da. Und sobald dich irgendetwas an die Situation erinnert, in der du verletzt worden bist, wirst du merken, dass sie noch nicht verheilt ist – ein Beobachter würde sagen: diese Reaktion war aber jetzt unverhältnismäßig. Das stimmt – gemessen an der äußeren Situation. Aber gemessen an der inneren Situation ist die Reaktion völlig angemessen. Solange eine Schnittwunde noch nicht ausgeheilt ist, ist für die Haut an dieser Stelle jede Berührung sofort eine Bedrohung – es tut weh. So geht es auch unserem Herzen: es spannt einen Sicherheits-Abstand um den Bereich, der verwundet ist, und bestraft alle, die versuchen, diesen Bereich zu betreten. Wenn du viele solche „Zutritt verboten“-Zonen hast, könnte es für deine Mitmenschen ziemlich anstrengend werden – und für dich ziemlich einsam.

Aber da gibt es eine riesige Chance: Wenn die Wunde verheilt, erlebst du Freiheit. Dann kann das Leben wieder aufblühen.

Darum mache ich dir Mut, diesen Prozess der Vergebung zu gehen. Er ist wie ein Wanderweg: immer einen Schritt nach dem anderen. Manchmal werden schmerzhafte Erinnerungen hochkommen. Dann schau sie dir an und renn damit zu Jesus. Erklär ihm deinen Schmerz, und dann warte auf seine Antwort. Er weiß, was Schmerzen sind. Er weiß, wie man mit ihnen umgehen kann, und trotzdem den Willen Gottes tun kann. Und dann: Lass los.

Und manchmal kommt dann gleich die nächste Erinnerung, und du fragst dich: Hört das denn nie auf? Geht es jetzt alles von vorne los? Hinschauen, mit Jesus verarbeiten, loslassen, … schon wieder? Ja und Nein. Ja, immer wieder, du wirst viel Zeit haben, genau das zu üben. Nein, mit der Zeit werden die Schmerzen weniger. Eigentlich ist es auch gut, dass der Schmerz portionsweise kommt – so kannst du ihn aushalten und verarbeiten.

Und manchmal ruht diese Baustelle eine Weile. Das ist auch ok. Gott hat den Sabbat geschaffen, und drückt damit aus: Dein Leben hängt nicht von deiner Arbeit ab. Ruhe einfach in meiner Liebe. Er wird dich dann schon anstubsen, wenn es weiter geht.

Aber eines Tages wirst du zurückblicken und aufatmen: Jetzt ist es vollbracht. Ich habe vergeben. Und weißt du, es wird dann nicht so sein, wie es vor der Verletzung war. Sondern viel, viel besser. Gerade der Lebensbereich, der durch Verletzung und Heilung gegangen ist, kann oft erstaunlich fruchtbar werden: Dann kann deine Freude auch dort wieder sprudeln. Und dann kannst du den Trost, den du für dich angenommen hast, an andere weitergeben (2. Korinther 1,4).

Gott hat bereits vergeben. Und geduldig hilft er dir dabei, loszulassen. Gib die Hoffnung nicht auf: eines Tages wirst du frei sein.

Vergebung ist wie ein Stein loswerden

Ziel: Die Kinder begreifen, dass Vergebung wichtig ist.

Requisiten:

  • Brotzeitdose
  • Großer Stein, Edding
  • Rucksack / Schulranzen
  • 2 Käppis (für 2 Kinder, die als Statisten mitmachen)

Wir sind in der Schule. Das ist Simon, das ist Hans. Simon hat eine Dose dabei, was da wohl drin ist?

Simon: „Ich hab für jeden ein Gummibärchen mitgebracht ….“ Eins für Adelheid, eins für Berta, … Christian, Doris, Ela, Friedrich, und eins für Gunnar. Oh nein, Hans gibt es ja auch noch! Den hab ich ja ganz vergessen!“

Hans ist beleidigt. „Alle bekommen ein Gummibärchen, nur ich nicht!“

Simon: „Oh nein, Entschuldigung, das tut mir leid! Vergibst du mir?“

Jetzt muss Hans sich entscheiden. Vergibt er ihm?

Er hat keine Lust drauf. Darum verschränkt Hans die Arme und sagt trotzig: „Nein!“

Simon entschuldigt sich noch ein paar Mal und geht dann nach Hause, und vergisst es.

Aber Hans vergisst es nicht! Denn als Hans Nein gesagt hat, ist etwas passiert, was man normalerweise nicht sehen kann. Aber in unserer Geschichte mach ich das jetzt mal sichtbar. Es ist wie als hätte Hans einen Stein genommen und darauf geschrieben: „Simon gibt mir nie Gummibärchen.“ (ein Gummibärchen malen) damit er sich immer daran erinnern kann, wie gemein Simon zu ihm war. Und diesen Stein hat er dann in seinen Schulrucksack gelegt und überall mit hin geschleppt. Der ist zwar ein bisschen schwer, aber egal.

Und so, als Simon am nächsten Tag zu Hans kommt und fragt: „Willst du mit mir spielen?“, sagt Hans wieder: „Nein!“ Und er denkt sich: „Simon mag mich nicht. Er hat mir kein Gummibärchen gegeben.“ Und es stimmt zwar, dass Simon etwas Falsch gemacht hat … aber eigentlich mag Simon Hans. Deswegen wollte er ja mit ihm spielen gehen. Aber Hans sagt Nein und trägt seinen Stein weiter: „Simon gibt mir nie Gummibärchen.“

Als Hans nach Hause kommt, trägt er immer noch den Stein. Und seine Mutter frägt ihn: „Hans, warum bist du so wütend?“ Und Hans sagt ganz laut: „Ich bin doch gar nicht wütend!“ Hans ist nämlich schon wütend, er will es nur nicht zugeben. Und weil Mama ihren Sohn kennt, fragt sie ihn: „Was ist los, habt ihr euch gestritten?“ Und Hans denkt an das Gummibärchen und erzählt der Mama alles. Und Mama sagt: „Ich verstehe dass dir das weh getan hat. Aber willst du diesen Stein jetzt dein ganzes Leben lang mit dir rumtragen? Vergib ihm doch seinen Fehler, dann könnt ihr auch wieder zusammen spielen.“

Und jetzt hat er wieder die Entscheidung: vergibt er Simon? Oder soll er den Stein weiter mit sich rumschleppen? Was meint ihr, was ist besser?

(Dann den Stein aus dem Rucksack nehmen, das Gummibärchen auf dem Stein durchkrizzeln und den Stein wegtun.) So ist es doch viel besser, wenn man es nicht mehr rumtragen muss, oder?

(Bei mir hat das Kind geantwortet, dass es nicht vergeben will. „Dann musst du den Stein aber dein Leben lang behalten.“ – „Ja, ich weiß…“ Mein Schlusssatz war dann, „Es ist unsere Entscheidung, ob wir vergeben oder nicht …“)

Was, ich soll 77 Mal vergeben?!

klopapierrollen (Kopie)Ich bin ja schon gespannt, was heute in unserer Geschichten-Kiste drin ist. Hm, eine Klopapierrolle? Was hat die denn mit Gott zu tun? Gucken wir mal. Kann mir jemand eine Bibelstelle vorlesen? – Matthäus 18,21-22:

21 Da wandte sich Petrus an Jesus und fragte: »Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er immer wieder gegen mich sündigt? Siebenmal?« – 22 »Nein«, gab Jesus ihm zur Antwort, »nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal!« (o. siebzigmal siebenmal, je nach Übersetzung, ist aber inhaltlich egal)

Was passiert da? Stell dir vor, mein Freund kommt zu mir … du, komm mal kurz her … und sagt: „Tschuldigung dass ich dir das Bein gestellt habe … das war blöd. Vergibst du mir?“ Ich bin überrascht, schlucke meinen Ärger herunter – schließlich ist es ja mein Freund – und sage: „Okay.“

Am nächsten Tag kommt er wieder und sagt: „Tschuldigung dass ich dir das Bein gestellt habe … “ Und diesmal fällt es mir schon etwas schwerer, ihm zu vergeben. Aber schließlich sage ich: „Okay. Aber machs nicht wieder!“ Und er antwortet: „Ja, verspreche ich dir.“

Das Problem ist nur – am nächsten Tag macht er es trotzdem. Und jetzt soll ich ihm schon wieder vergeben?

Und das war erst drei Mal! Ich zeig euch das mal mit dem Klopapier (drei Blatt abreißen). Wir sollen nicht nur so oft vergeben, sondern … (Klopapierrolle auf Besenstil, einem Kind in die Hand drücken – die Rolle abrollen, am Anfang mitzählen) … so oft! Noch öfter!

Und deswegen fragt sich Petrus: 77 (bzw. 490, s.o.) Mal soll ich vergeben??! Jesus, wie kannst du das von mir verlangen?

Da erzäht Jesus eine Geschichte…

Ein Chef ruft seinen Angestellten ins Büro: „Ich habe dir vor einem Jahr 10 Millionen Euro gegeben, damit du eine neue Maschine einkaufen kannst (Schuldschein hochhalten) – erzähl mal, was hast du damit gemacht?“ Der Angestellte schaut ganz betröppelt: das Geld hat er für sich selbst ausgegeben … Wer möchte mir helfen, die Geschichte als Theater zu spielen? Ich brauche einen Chef und einen Angestellten. (Die Kinder spielen pantomimisch mit, ggf. kann der Erzähler ihnen helfen.)

Der Chef sagt zu seinem Arbeiter: „Gib mir das Geld zurück!“ (die unterstrichen Sätze sollten vorher als einzelne Karteikarten vorbereitet werden; sie werden den Kindern in dem Augenblick die Hand gedrückt, wenn sie sie brauchen – und sie lesen das dann vor.)

Aber der Angestellte antwortete kleinlaut: „Sorry, das geht nicht ….“ Das Problem war nämlich, dass das Geld alles ausgegeben hatte: er war mit seiner Familie im Urlaub, in den teuersten Restaurants, auf dem Oktoberfest, er hat es so richtig genossen dass er viel Geld hatte. Aber jetzt war alles weg …

Da wurde sein Chef laut und rief: Dann verkauf ALLES was du hast.“ Und mit alles meinte er wirklich alles: dein Auto, dein Smartphone, deine Kleider, deine Stifte, …. alles alles.

Der Angestellte wurde ganz verzweifelt. Selbst wenn er das alles verkaufen würde, das reicht doch nie! Also fiel er auf seine Knie und bat ihn: „Bitte, bitte, vergib mir!“ Er bat um „Ent-schuldigung“, denn Entschuldigung bedeutet: „Bitte mach meine Schuld weg!“.

Der Chef überlegt. Er soll ihm vergeben? Einfach so? Was meint ihr, wird der Chef sich darauf einlassen? Tatsächlich. Er zerreißt den Schuldbrief (machen lassen) und geht nach Hause. (Das Kind, das den Chef spielt, sich hinsetzen lassen)

Der Angestellte ist total erleichtert. Und glücklich. Gerade hatte er noch 10 Millionen Euro Schulden, und jetzt ist er frei! Er muss sie nie wieder zurück zahlen!

Als die Arbeit vorbei ist, trifft er einen Kollegen. Sein Freund. (Wer spielt den Freund?) Dieser Freund schuldete dem Angestellten 100 Euro, weil er vor einem Monat für seine Familie einkaufen gehen war.

Und als dem Angestellten einfiel, dass sein Freund ihm immer noch nicht dieses Geld zurück gegeben hat, rief er ärgerlich: „Gib mir sofort mein Geld zurück!“

Aber das ging nicht. Es war gerade wieder Ende des Monats, sein Geldbeutel war leer und auf dem Konto war auch nichts mehr, erst in einer Woche gibt es wieder das Gehalt vom Chef. Und so antwortete der Freund genauso wie vorher der Angestellte: „Bitte, bitte, vergib mir!“

Was meint ihr, wird er vergeben? Nein, er rief: Ich verklage dich!“ Er kämpfte vor Gericht so lange, bis er die 100 Euro in der Hand hatte – auch wenn sein Freund dafür sein Fernseher und sein Bett verkaufen musste. (Beide Kinder setzen sich)

Was wird wohl der Chef dazu sagen, wenn er davon hört? Er bekam er es tatsächlich mit, und er war wütend. Er schrie den Angestellten an: „Ich hab dir doch die Schuld erlassen – warum hast du das nicht bei ihm genauso gemacht?!“

Und als Petrus diese Geschichte hörte, kapierte er: 77 (490) Mal vergeben ist nicht viel. Dass Gott uns vergibt, ist viel mehr. Gott hat uns 10 Millionen Euro vergeben, die wir nie hätten zurückzahlen können: wir verbocken es ständig. Aber Gott macht es möglich, dass wir trotzdem sein Freund sein dürfen. Und darum, wenn dann jemand kommt und uns 100 Euro schuldet und es nicht zurückzahlen kann, dann ist das Pipifax.

Kommen wir nochmal zurück zur Klopapier-Rolle: Dieses Klopapier steht für Vergebung. Denn egal wie groß die Kacke ist, die wir bauen – Gott kann sie wegmachen. Gott vergibt uns! Und wenn dann jemand zu uns kommt und sagt: „Sorry … das war kacke …“, dann müssen auch wir bereit sein zu vergeben.

[ Und als Erinnerung habe ich ganz viele Klopapier-Rollen mitgebracht, für jeden von euch eine. Da steht auch was drauf, kann das jemand mal vorlesen? (VERGEBUNG mit Filzstift auf die Rolle geschrieben) Wenn das Programm vorbei ist, darf jeder von euch hier vorbei kommen und sich eine mit nach Hause nehmen. Damit ihr euch daran erinnern könnt: Vergebung ist wie Klopapier. Es macht Kacke weg. ]

Ziele:

  • Verstehen: Vergebung bedeutet, dass ich seine Schuld nie mehr gegen ihn verwenden werde
  • Fühlen: Es ist gut zu vergeben, auch wenn es manchmal schwer ist.
  • Tun: Die Kinder sind bereit, anderen zu vergeben

Benötigte Requisiten:

Vorgeschlagene Lieder:

  • Du bist treu, Herr (… auch wenn ich versag)
  • 10.000 Gründe (… Du liebst so sehr und vergibst geduldig …)

Fragen an die Kleingruppenleiter zur Vorbereitung:

Falls die Kids Fragen in diese Richtung stellen, ist es wichtig, dass ihr euch vorher Gedanken über eure Meinung gemacht habt.

  • Wo hast du Vergebung erlebt oder Vergebung gegeben?
  • Wie würdest du erklären, was Vergebung ausmacht?
  • Warum ist Vergebung in der Bibel keine Empfehlung („weil es dir gut tut“), sondern ein Gebot („weil Gott dir vergeben hat“)?
  • Wenn ich mich weigere zu vergeben, bin ich dann noch gerettet? (Dieses Thema klammere ich ein bisschen aus, indem ich die Verse 34+35 nicht erzählt habe.)
  • In dem Beispiel mit dem Bein stellen, was könnte man tun wenn der Freund sein Verhalten nicht ändert? (Vergebung ist notwendig, aber weises Verhalten / Grenzen setzen auch.)

Fragen für die Kleingruppenzeit an die Kinder:

Bei diesem Thema müsst ihr besonders sensibel mit den Redebeiträgen mit den Kindern umgehen: ist das Niveau an Offenheit der Gruppe angemessen? In manchen Fällen ist es besser, das Gespräch abzubrechen und unter 4 Augen fortzuführen (z.B. ein Mitarbeiter geht mit dem Kind raus, der andere führt das Gespräch weiter). Aber selbst da: Trauma-Therapie dürfen nur ausgebildete Psychologen machen, und das ist gut so. In dem Fall könnt ihr dem Kind nur anbieten, mit ihm zusammen die Experten zu suchen.

Evt. die Geschichte in der Bibel nachlesen und gemeinsam zusammenfassen. (Matthäus 18,23-33)

  • Fallen dir Beispiele ein, wo du jemanden vergeben musstest? z.B. Streit mit Freund, …
  • Was ist danach passiert? Welche Auswirkung hat Vergebung?
  • Warum ist Vergebung für echte Freunde ultra wichtig?
  • Was kann man machen, wenn es einem schwer fällt, zu vergeben? (Beten, Mit Eltern/Mitarbeitern darüber reden, …)

Mögliche Aktionen in den Kleingruppen:

  • Fangen mit Variante: der Fänger darf die Gefangenen freimachen, indem er sich bei ihnen entschuldigt (Aus allesumdiekinderkirche.de)
  • Einen geheimen Brief an Gott schreiben: „Was bedrückt mich“ → am Ende Gebet und Briefe zerstören (Aus allesumdiekinderkirche.de)

„Was, ich soll 77 Mal vergeben?!“ von Benjamin Pick ist lizenziert Creative Commons Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen.

Das heißt: Du darfst gerne diesen Text anpassen und sogar verändert veröffentlichen, solange mein Name genannt wird (und am Besten ein Link auf diese Seite) und dort ebenfalls dieser Creative-Commons-Hinweis erscheint.

Erfahrungen:

  • Einige Kinder haben angemerkt, dass es damals noch gar keine Smartphones gab – ich finde das ein gutes Zeichen, dass sie merken, dass es so nicht in der Bibel stehen kann. Der Rest der Geschichte ist ja ebenfalls modernisiert und auf unsere Kultur übertragen. Ermutigt die Kinder ruhig, die Geschichte nochmal selbst nachzulesen!
  • Ich hatte beim Theater ein Kind vorne, das noch nicht so gut lesen konnte. Damit es für ihn nicht so frustrierend wird, habe ich ihm den Satz eingeflüstert. An einer anderen Stelle wollte ich nochmal die Emotion des Satzes betonen: ich habe mich hinter das Kind gestellt und es an seiner Stelle gesagt.
  • Eure Erfahrungen könnt ihr gerne auch bei den Kommentaren hinterlassen … die nächsten freuen sich 🙂