Go after a life of love as if your life depended on it—because it does. (1 Corinthians 14:1 The Message)
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Unbezahlbar
Die Luft, die ich atme,
die Sonne, die mein Gemüt erhellt,
die Freundlichkeit, die ich empfange,
die Natur, wild und atemberaubend,
die Inspiration, überraschend und kreativ,
ein Danke, Ermutigung im Alltag,
der Lohn, seinen Idealen gefolgt zu sein,
der Stolz, anderen zu helfen,
die Zeit, lernen zu dürfen,
der Mut, arbeiten zu dürfen,
das Öl, das Mutter Erde uns gibt,
Autobahnen, frei von Stau,
Menschen, frei von Abhängigkeit,
eine Blume, entdeckt am Straßenrand,
das Privileg, in einer Technik-Gesellschaft aufzuwachsen,
Nichtstun, gemeinsam mit anderen,
Freundschaften, haltbar über Zeit und Raum,
Umarmungen, kosten- und erwartungslos,
Schönheit, Ausdruck von Freude und Lebenskraft,
Happiness, meinem Gott zu gehören,
Überraschungen, ein liebes Wort zur rechten Zeit,
Kinderlachen, Kinderfragen, Kindersorgen,
Konfliktlösungen, die Synergie freisetzen,
der Stress, der das Beste von einem fordert,
die Sicherheit, auch ohne Leistungen geliebt zu werden,
Zähne, auf die man sich verlassen kann,
Texte, die Altes erklären, und Neues schaffen,
Musik, in der man sich verlieren kann,
die Fremde, in der man sich verirren kann,
…
all dies ist
unbezahlbar –
das Geschenk zu leben.
danke
schön.
„Söntgen: Na, dann bieten Sie ihm weniger, wenn er (lacht) durch zu viel Geld störrisch wird. Wie war Nadolt?
Dr. Borsig: Zuerst war er auch heikel, aber als ich ihn einmal soweit hatte, da wusste er plötzlich, wieviel er wert war… […] Es ist so merkwürdig mit diesen Leuten: ihre Phantasie ist großartig […] — aber es kommt dann ein Punkt, wo sich ihre Phantasie auch des Geldes bemächtigt …“ (S. 215f)
„Dr. Borsig: Es gibt auch noch die dritte Möglichkeit: daß er nichts mehr mit uns zu tun haben will. (Leiser) Es gibt wirklich Leute, die keinen Preis haben.
Söntgen (lacht): Wenn Sie mal so einen auftreiben, so würde ich mich freuen, ihn kennenzulernen.“ (S. 213)
(Heinrich Böll: Zum Tee bei Dr. Borsig, in: Heinrich Böll – Erzählungen, Hörspiele, Aufsätze, 1961)
Musik
Was ich die letzten Wochen am meisten vermisst habe: die Musik. Musik aus der Dose, und ist sie noch so schön, kann nicht dasselbe leisten wie ein Klavier oder eine Trommel unter meinen Händen.
… und Anfang
Einmal, im Kunstunterricht, malte ich Wasser um die Mühlen herum, eine große Flut, und war fasziniert, dass man nicht erkennen kann, ob das ein Sonnen-Aufgang oder Sonnen-Untergang sein kann, und dass jede Katastrophe nicht nur ein Ende, sondern auch ein Anfang ist. (Die Kunstlehrerin teilte diese Faszination nicht ganz.)
Und jetzt, wo ich auf der Grenze stehe, zurück gehen genauso weit wäre wie nach vorne, und die Zukunft immer noch viel an Unsicherheit birgt, fasse ich mir mein Herz und gehe. Nicht allen konnte ich meine Wertschätzung ausdrücken, aber ich bin nicht das Zentrum des Universums. Wieder einmal steige ich mit Sack und Pack in den Zug und fahre hin, wo er mich hinbringen wird. Hoffentlich nach Siegen.
Dort gibt es nämlich viel zu entdecken: neue Gemeinde, neue WG, eine Uni (mit Bibliothek!), neue Wälder, neue Diskussionen, neue Fächer, und trotzdem noch derselbe Computer. Auch wenn ein Neuanfang auch neue Chancen für Charakterentwicklung birgt, bleibe ich doch ungefähr derselbe. Und das ist ok.
Und so fange ich an zu joggen. Immer weiter, immer weiter, den Sternen entgegen. Und im Vorbeifliegen werfe ich euch meine Grüße zu, allen, die sie auffangen mögen. Am liebsten würde ich rufen: kommt doch mit! Aber man kann nichts machen, nicht alle Züge fahren nach Siegen. Na denn, wohlauf! das Abenteuer wartet.
Ende …
Zum Abschluss meines deutsch-französischem Studiums ein Link zu einem Video, mit dem wir die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland & Frankreich erklären wollten:
Deutsch-Französische Symphonie
(Interviewt werden zwei dt-frz. Studenten (Politikwissenschaften und Musik) und der Präsident der Deutsch-Französischen Hochschule.)
Und wenn ich so zurückblicke, und mal den Nostalgie-Faktor abschalte, würde ich sagen: ich würde es wieder machen. Nicht alles war perfekt, schön, genial, aber es waren spannende Zeiten. Wenn man sich plötzlich unsicher fühlt, ob das was man macht eigentlich kulturell angepasst ist, lernt man auch die Sicherheit, sich nicht unbedingt anpassen zu müssen. Ich lernte Gelassenheit, dass man vieles auch auf den letzten Drücker organisieren kann (auch wenn ich es vermeide), stellte überrascht fest, dass man in Frankreich überfahren werden kann selbst wenn die Fußgängerampel grün zeigt, und viele Ausdrucksweisen und Einstellungen habe ich noch in meinem Wortschatz, wenn ich deutsch rede.
Letztendlich freut mich am meisten, viele Leute dort kennengelernt zu haben, weil ich mich auf sie eingelassen haben (und sie auf mich). Noch zwei Wochen, und dann kommt etwas Neues. Soll ich weinen oder vor Freude schreien?
Der Stillstand
Alle Achtung, eine Durchsage für Jedermann: Am folgenden Tage, den 17. April 1973, wird die Zeit für immer stillstehen: die Wissenschaft wird nicht weiterkommen, die Bäume aufhören zu wachsen; die Sonne wird an ihrem Platz fixiert sein und der Fernseher ein Standbild zeigen;
Die Löwen werden nicht mehr schnell rennen und die Politiker nicht mehr laut reden können; Freunde werden Freunde bleiben und Feinde Feinde; Sprache und Kultur werden beschreibbar, weil sie sich nicht mehr ständig ändern; der Wind wird schweigen und Autos werden streiken.
Am 17. April wird die Hoffnung sterben, der Unterschied zwischen Idealist und Realist ein vernachlässigbarer, und Treue wertlos, weil natürlich werden. Werbung und Marketing verschwinden, weil sie keine Gewinnsteigerung mehr herausschlagen können; das Rohstoffproblem wird gelöst und die Frage, ob es Leben im All gibt, ungelöst bleiben. An diesem Tage werden alle im Jetzt leben, ihre Zukunfts- und Vergangenheitsängste werden vergessen sein.
Achtung, Achtung, eine Durchsage an Alle: die vorherige Durchsage wird nie eintreffen. Oder?
Wir sitzen auf dem Sekundenzeiger, der die Vergangenheit von der Zukunft trennt, und der Zeiger bewegt sich so schnell, daß wir seine Bewegung kaum erkennen – so wie wir die Bewegung der Erde nicht spüren, obwohl sie stattfindet …
(Heinrich Böll, „Der Zeitgenosse und die Wirklichkeit“, 1953, in: Heinrich Böll – Erzählungen, Hörspiele, Aufsätze, hrsg. von Kiepenheuer & Witsch, 1961)
War schön. Aber so schnell brauch ich das trotzdem nicht wieder.
(Bundeskanzlerin Angela Merkel nach ihrer beschwerlichen Heimreise aufgrund des vulkanischen Aktivismus von Eyjafjallajökull)
Berge stören den Ausblick auf die Weite der Welt
Stress ist, wenn man Berge zu tun hat, davor Angst hat, und darum etwas ganz anderes macht. Blogs lesen zum Beispiel.
Der Wettkampf mit mir selbst
Ich fühle mich wie auf einer Wiese; jemand hat mich dorthingeführt, und bevor ich die Augen aufmache, erklärt er mir nochmal die Regeln: „Ganz einfach. Es gibt nur eine Regel: du musst so schnell wie möglich zum Ziel, und selbst wenn du nicht so weit kommst, je weiter du kommst, desto besser.“ Ein Rennen also. „Ein Marathon?“, frage ich. „Naja, so ähnlich, du hast halt nur 90 Minuten Zeit, dann wird abgebrochen. Hast du geübt?“
„Natürlich habe ich geübt!“ antwortete ich stolz, dabei hatte ich nur vor einer Woche angefangen, joggen zu gehen.
„Noch eine Regel: sobald du die Augen aufmachst, kannst du mich nichts mehr fragen. Hast du also noch eine Frage?“ Ich überlege scharf, aber eigentlich ist alles vorbereitet: ich habe meine Turnschuhe an, eine Käppi, falls die Sonne scheint, und einen Regenumhang, falls es anfängt zu schütten … „Ach ja … wie ist das Wetter gerade, ich meine, ich seh ja nix …“ – „Das Wetter ist perfekt.“ – „Gut, danke. Dann kann es losgehen.“
„Oke … Auf die Plätze, fertig … los!“ Ich nehme die Augenbinde ab, und als meine Augen sich an die Helligkeit gewöhnen, komme ich nicht mehr aus dem Staunen heraus. Ich dachte, es wäre eine Bahn vorbereitet worden, Absperrungen und so … ich meine, immerhin ist das Fernsehen da! … nichts. Um mich nur grüne Wiese, dort ein Wald, hier ein See, und am Himmel Wolken, die Regen versprechen.
„Wohin soll ich denn laufen?“ Er antwortete nicht, sondern ging zurück zu seinem Auto. „Bis später!“, rief er lächelnd.
(Hier geht es nicht um meine Identitätsfindung, sondern nur um eine Klausur … )
Es ist fertig
Es ist fertig, die Examen, der Unterricht! Hey, es ist fertig, die Jungs!
Das ist Isfatessien, ein undefinierbares mélange zwischen Französisch und Deutsch. In diesem Fall wollte ein Franzose sagen: „C’est fini les examens, les cours! Hé, c’est fini les gars!“ Auf Benjamin-Deutsch heißt das:
Er überquerte die Ziellinie. Die Zeit wurde noch nicht bekannt gegeben, aber nicht das ist das Wichtigste. Was zählt, ist … Da, sein Trainer kommt auf ihn zu, erschöpft lässt er sich in seine Arme fallen. „Du hast alles gegeben, mein Junge. Bravo.“ Und er nickt, außer Atem, und Schwäche überfällt seinen Körper. Glück überfällt seine Seele: er ist hier, im Stadium, rannte die 10 000m, auf die er sich schon Monate vorbereitete. Er hat es geschafft.
Und in Klartext heißt das:
Meine Semesterferien haben begonnen. (Aber das habe ich noch nicht realisiert.)
Nu stiu Romaneste
(12. Juli 07)
Ich gruesse von Cisneu-Cris, eine 10 000-Leute-Stadt 50 km von Arad. Die Unterkunft hat unsere Lebenshaltungsstandards in Frage gestellt: wir wunderten uns ueber kaum Tageslicht, viel Muecken und Floehe, eine provisorisch aussehende Dusche (Wasserleitung mit Duschkopf, Holzpalette als Boden), geringe Hygienestandards und niedrige Essenssaetze (0,6 Lei = 0,2 Euro p. Person f. Fruehstueck). Aber eigentlich koennen wir dankbar sein fuer regelmaessige Muellentleerung, kein Zustand der Baufaelligkeit, gutes Mittagessen und rund-um-die-Uhr-Security-Guard.
Das waren die Aeusserlichkeiten. Mir wichtiger, weil herzlicher, ist das, was wir in Misca, ein 1000-Leute-Dorf, gemacht haben: jeden Tag (insg. 9 Tage) sind wir dort Vormittag und Nachmittag hingefahren, und die Kinder (taeglich 30-40 kinder)(5-16 Jahre) waren dort schon … Lobpreis / Kinderlieder (zB Isus este calea, adevarul si viata – Jesus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben)(wir diskutierten, ob die Bewegungen dazu ok sind – die doerfliche Kultur sagt, dass Christen nicht tanzen duerfen), ein Spiel (zB Ein Ball mit der Nasenspitze zum Ziel schieben)(wobei man schon fuer die Aufgaben „Macht einen Kreis“ oder „Stellt euch in eine Reihe“ ca 5 min Zeit einplanen muss), ein Abschnitt aus Puncinello (Max Lucado) (Ich hatte wieder viele Punkte – guter Anknuepfpunkt um von meiner Aussenseitervergangenheit zu erzaehlen), eine kurze, kindgerechte Predigt (mit Anspielen, Interaktion oder Symbolen aufbereitet)(ich redete darueber, dass wir ein lebendiger Brief Gottes sind, mit dem Inhalt: Gott liebt dich, du kannst veraendert werden. und ueber „was ist eigentlich beten?“), und dann noch ein Spiel (das vorher nie geplant war – Spontinitaet ist hier hoch im Kurs, der Lei uebrigens nicht (ich habe Kassenverantwortung). Interessant war die Erfahrung, dass seitdem ich ihnen Aufmerksamkeit schenkte, einige Maedchen an mir „klebten“ … ja, ich bin ein grosser Bruder (nein, ich bin kein Liebhaber (amant)).
Grosser Bruder bin ich auch den kleinen Kindern von unserem Team. Gott redet zu mir ueber Ehrfurcht und Demut, und bezueglich der Zukunftsfrage … Frankreich. Rumaenisch lernen macht Spass, und wenn ihr mich fragt, was ich in den naechsten zwei Wochen mache, antworte ich, was Rumaenen gerne antworten: nu stiu, ich weisst nicht. Herzliche Gruesse.