Wie Gott seine Liebe wachsen ließ

(English Version)

In was würde Jesus investieren? Sein Vater ist sehr, sehr reich. Und reichen Leuten ist es sehr wichtig, in die richtigen Dinge zu investieren. Darum hat der Vater, der Sohn und der Heilige Geist gemeinsam eine geniale Anlagemöglichkeit geschaffen. Und das könnte sich so angehört haben:

– Also, wir haben ganz viel Liebe, die wir investieren können. Wir müssen sie ausgeben, sonst kann sie nicht wachsen. Wo investieren wir sie am Besten? Welche Ideen habt ihr?
– Wie wäre es mit der Sonne?
– Hm, ja, gute Idee: die Sonne strahlt und verteilt so alles, was sie bekommt.
– Das stimmt, aber … Liebe ist ja keine Einbahnstraße, richtig? Wir brauchen etwas anderes.

– Vielleicht … investieren wir sie in Bäume?
– Oh ja, ein Baum kann wunderbare Früchte bringen und Schatten zur Entspannung …
– … und diejenigen, die davon profitieren, können den Baum bewässern und knuddeln!
– Geniale Idee!
– Ja, klingt gut. Außer … ein Baum hat kein Herz. Wie kann er sich dann geliebt fühlen?
– Wir brauchen etwas, was uns ähnlich ist.

– Okay, wie wäre es mit dem Menschen?
– Er ist doch süß, findet ihr nicht auch?! Klingt wunderbar.
– Wir lieben ihn den ganzen Tag, und er liebt uns wieder zurück! Du bist ein Genie! Sehr gut.
– Aber … was ist wenn ihm dabei irgendwann langweilig wird?
– Wir sorgen einfach dafür, dass ihm niemals langweilig werden wird. Wir delegieren ihm einige unserer Verantwortungsbereiche: Pflanzen, Benennen, Versorgen, …
– Aber liebt er uns dann nur, weil wir ihn lieben?
– Naja, aus welchen Gründen sollte er denn sonst lieben?
– Ja, ich weiß, aber irgendwas fühlt sich da … nicht gut an.

Alle drei dachten scharf nach.

– Ich denke, ich versteh jetzt was du meinst. Wir lieben es zu investieren, also sollten wir ihn nicht nur einen Empfänger sein lassen, sondern einen Investor.
– Ja, dass er selbst auch investieren kann!
– Genau. Wie könnte das gehen?
– Wie wäre es … wir könnten zwei Menschen schaffen, die einander ähnlich sind, aber trotzdem verschieden? Dann können sie sich entscheiden, einander zu lieben.
– Wow! Ja! Wir könnte ihnen sogar die Fähigkeit geben, dass sie selbst wieder neue Menschen schaffen!
– Vielleicht macht es ihnen sogar genauso viel Spaß wie uns?!
– Klasse Idee! So können sie ihre Liebe nicht nur investieren, sondern zuschauen wie sie aufwächst, so richtig plastisch!
– Allerdings sollten wir betonen, dass es da um eine lebenslange Bindung geht. Ansonsten könnte das mehr Waisen als Söhne hervorbringen.
– Da hast du Recht. Oh, und diese Kinder bekommen dann wieder Kinder – wir könnten es Generationen nennen!
– Super! Und dann werden diese Kinder einander erwählen, so wie wir den Menschen erwählt haben! So kann jeder eine ganz besondere Person für eine andere Person sein!

Und so nahm nach und nach Familie Gestalt an. Stundenlang diskutierten sie ihr Design in allen Details. Sie wurden immer aufgeregter, bis Jesus einwarf:

– Moment! … Was ist, wenn … Wir geben ihnen die Autorität zu entscheiden, wen sie lieben, richtig?
– Richtig.
– Was passiert, wenn sie sich gegen uns entscheiden?
– Dann werden sie unsere Liebe nicht mehr erleben.
– Und anfangen, einander zu verletzen.
– Mit katastrophalen Konsequenzen …

– Aber warum sollte irgendjemand diese Entscheidung treffen? Ich meine, unsere Liebe ist doch das Beste was ihnen passieren kann, richtig?
– Ja, schon, aber angenommen jemand legt sie herein und sie fangen an, uns zu misstrauen. Was können wir dann machen?
– Dann … müssen wir ihnen zeigen, wie echte Liebe aussieht.
– Immer wieder.
– Sogar wenn sie unsere guten Geschenke verschwenden.
– Sogar dann.
– Von Generation zu Generation.
– Möglicherweise, ja.
– Bis in den Tod.

Plötzlich hielt der ganze Himmel den Atem an. Bedächtig fügte Jesus hinzu:
– Du meinst … um zu zeigen, dass das Leben stärker ist als der Tod.

Der Vater nickte. Immer noch war alles still.
Schließlich sagte Jesus:
– Okay, ich bin bereit. Lass uns anfangen.

Und Gott sah alles an, was er geschaffen hatte, und sah: Es war alles sehr gut.
(1. Mose 1, 31)

Photo by Orlando Allo on Unsplash

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