„Sie haben ein Päckchen.“ Mit Vorfreude holte ich es ab, doch als ich das Buch „Love & War“ hervorholte, las ich: „Finding the marriage you’ve dreamed of“ und „What the Elredge bestellers Wild at heart did for men and Captivating did for women, Love & War will do for married couples everywhere.“ Das entäuschte mich ein wenig, da ich weder verheiratet noch suchend bin; mich hatte der Titel eher an das monumentöse „Krieg und Frieden“ von Tolstoi erinnert. Aber gut, dachte ich mir, wenn das Buch schon den weiten Weg von Amerika zu mir gemacht hat, will ich es wenigstens kennenlernen, und ich ließ es herein. Und auf eine Tasse Tee erzählte es mir von seiner Lebenserfahrung.
Wow. Man könnte das Buch auch „Ehe mit Vision“ nennen: Leben mit dem Kopf im Himmel und den Füßen auf der Erde. Was ist das für ein Autor, der Ehe definiert als „zwei Personen mit Personenschutz, die mit Enttäuschungen umgehen lernen, um bessere Bedingungen feilschen, und in einer Entmilitarisierten Zone leben“ (Two guarded people managing their disappointment, negotiating for better terms through a DMZ they call marriage, S. 15), als „perfekter Wahnsinn“ (perfect madness, S. 2) und als „göttliche Verschwörung“ (divine conspiracy, S. 47) ? Einer, der es gelernt hat, auch die schwierigen Seiten des Lebens mit Humor zu nehmen. Er benutzt diese starken Wörter nämlich, um den göttlichen Ursprung, die menschliche Unmöglichkeit, und die Angebote von Gottes Hilfe klar zu machen. „Gott befiehlt dir [deinen Ehepartner] zu lieben, und er sagt dass mit Ihm und in Ihm alle Dinge möglich sind. Nicht einfach. Aber möglich.“ (He commands you to love [your spouse] and he says that with him and in him all things are possible. Not easy. But possible. S. 39)
Jetzt könnten sich Leute wie ich fragen: wenn das alles so komplex ist, lohnt es sich denn überhaupt zu heiraten? Dieses Ehepaar sagt unbedingt ja. Natürlich, sie reden mehr zu den Ehepaaren als zu den Singles, sie möchten ermutigen, mit neuer Hoffnung und Mut voran zu gehen, und verheimlichen dabei nicht ihre Tiefpunkte, sie reden sogar über ihre Schwächen. Ihr Hauptaugenmerk ist also nicht auf diese Frage gerichtet, aber ich höre folgende Antwort heraus: einerseits ist es Gottes Berufung, seit dem Garten Eden, die Liebesbeziehung von Gott zu den Menschen auf Erden sichtbar zu machen. Andererseits ist Ehe aber auch ein Ort der Veränderung: Gott verführt uns, uns zu heiraten, und dann benutzt er diese Ehe um uns zu „transformieren“. ([God] lures us into marriage and then he uses it to “transform us“ S. 48 – Deswegen redet er von “divine conspiracy“.) Und damit gemeinsam Gottes Auftrag in der Welt auszufüllen.
Sehr gelungen finde ich auch die gemeinsame Redaktion des Buches. Wenn nicht ab und zu explizit erwähnt wäre, wer von beiden gerade schreibt, würde man es nicht bemerken (darum redete ich vorhin von „dem Autor“) – als würden sie gemeinsam an meinem Tisch sitzen, sich gegenseitig ergänzen, warten, bis der andere ausgeredet hat, und so spiegelt sich im Buch selbst die Einheit und Vielfalt ihrer Ehe wieder. (Persönlicher Kommentar: Schreiben finde ich spannend, aber gemeinsam schreiben noch viel mystischer. Wenn zwei Personen auf ein Ziel hinarbeiten, gemeinsam um Worte ringen, ihre Ideen beitragen, das ist … genial.)
Ihre vielen Erfahrungsberichte sprechen Bände. Es ist leicht zu sagen, dass Ehe in seiner Essenz Kameradschaft bedeutet, gemeinsam den Lebensweg gehen, aufeinander Rücksicht nehmen, sich austauschen und helfen, anderen helfen, gemeinsam kämpfen; aber viel einprägsamer wurde das durch die vielen kleinen Konflikt- und Liebesgeschichten. Dass Liebe letztendlich von Gott kommt. Und dass dein Gegner nicht dein Ehepartner ist. Wie gesagt, God is telling a love story and the setting is war. (S. 29)
Die deutsche Übersetzung ist im September 2010 unter dem Titel „Das wilde Herz der Ehe: Warum aus beinahe jeder Liebesgeschichte ein Kampf wird. Und was Sie gemeinsam tun können, um diesen Kampf zu gewinnen“ bei Gerth Medien erscheinen. Vielen Dank an Ransom Heart Ministries für das Rezensions-Exemplar.
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