Hochsensible Mitarbeiter in der Gemeinde

Artikel (PDF) im Magazin Offene Türen von Forum Wiedenest, Ausgabe 3/2018 (Juni 2018)

Potenzial-Entdecker, hohes Einfühlungsvermögen, engagiert und hilfsbereit, gute Wahrnehmung von geistlichen Situationen – wer möchte nicht solche Mitarbeiter? Mit diesen Worten beschrieben im März 2018 die 82 Teilnehmer einer Umfrage, welche Aspekte sie an der Zusammenarbeit mit hochsensiblen Mitarbeitern schätzen.

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Alle Befragten waren sich darin einig, dass es wichtig ist, dass Menschen, die von Hochsensibilität (auch Hochsensitivität genannt) betroffen sind, diese Thematik kennenlernen. Denn für eine gute Zusammenarbeit ist es grundlegend, dass sich alle Beteiligten ihrer besonderen Stärken und Schwächen bewusst sind. Hochsensibilität bedeutet vor allem, dass die wahrgenommenen Ideen, Gefühle und Eindrücke überdurchschnittlich tief und lange verarbeitet werden. Zum Beispiel: In einer wichtigen Gruppendiskussion werden Mitarbeiter mit dieser Veranlagung zunächst intensiv zuhören, die jeweiligen Anliegen der Personen in sich aufnehmen, das Wahrgenommene intuitiv mit anderen Erfahrungen verknüpfen und innerlich kreative Problemlösungen erarbeiten. So kann es passieren, dass sie anschließend extrem erschöpft sind, obwohl sie kein Wort gesagt haben. Oder auch, dass ihnen Stunden oder Tage später plötzlich eine Lösung einfällt. In einer erfolgreichen Zusammenarbeit können solche Mitarbeiter erfahren, dass ihre Gedanken und Empfindungen den Leitern wertvolle Informationen geben können, auch wenn ihre Vorschläge vielleicht nicht unverändert umgesetzt werden.

Wie wichtig ist es dabei, reif mit sich selbst umzugehen! Dieses Thema wurde auch von einem Umfrage-Teilnehmer genannt: „Ich finde, Hochsensibilität ist eine wundervolle Gabe Gottes, die man wie andere Gaben auch pflegen und weiterentwickeln muss …“ Am Anfang steht folgende Erfahrung: Wir brauchen die Ergänzung durch andere – und sind selbst fähig und bereit, andere zu unterstützen. Wenn Gott uns spezielle Gaben schenkt, haben wir auch die Verantwortung, herauszufinden, wie wir diese Gaben für sein Reich einsetzen können. Nur so kann Gemeinde wie ein lebendiger Körper funktionieren (1. Korinther 12). Mein Ziel für die nächsten Jahre ist es, Hochsensible in ihrem Reifungsprozess zu unterstützen, damit sie mit dieser Gabe ihrer Gemeinde dienen können.

In meiner Abschlussarbeit stelle ich die Umfrageergebnisse ausführlicher vor und gebe weitere Tipps für eine gelungene Zusammenarbeit.

Stärken (Hauptamtliche)

Antworten der Gemeinde-Mitarbeiter auf die Frage: Welche positiven Erfahrungen hast du mit hochsensiblen Mitarbeitern in deiner Gemeinde gemacht? (Mehr in der Abschlussarbeit) (vergrößern)

Hochsensibilität und Christsein

Hochsensibilität – was ist das?

Hochsensible Menschen (manche nennen sie auch „hochsensitiv“) verarbeiten das, was sie wahrnehmen, sehr gründlich und tief. Das liegt an der Art, wie das Gehirn funktioniert: von den Tausenden Informationen, die über unsere Sinne auf uns einströmen, können alle Menschen nur einen kleinen Bruchteil bewusst wahrnehmen, wir filtern uns automatisch heraus, was uns relevant erscheint. Bei Hochsensiblen sind diese Filter nicht ganz so stark ausgeprägt, so dass sie feinfühlig auf Nuancen reagieren – aber auch schneller überfordert sind, weil ihnen „alles zu viel“ wird. Musik, Geräusche, Emotionen, Gerüche lösen in ihnen starke Gedanken und Gefühle aus, die dann erst mal sortiert werden wollen, und daher verhalten sie sich oft anfangs sehr vorsichtig und zurückhaltend. Dieses Persönlichkeitsmerkmal ist also Stärke und Schwäche zugleich.

Konkret?

Bei mir sieht das so aus:

  • Auf kognitiver Ebene nehme ich Ideen und Konzepte nicht isoliert wahr, sondern ziehe ständig Querverbindungen zu anderen Wissens-Domainen. (Am liebsten würde ich in meiner Ausbildung weniger Fächer gleichzeitig lernen, um mehr Zeit für die Verarbeitung zu haben.) Wenn ich Texte in eine andere Sprache übersetze, bemerke ich, dass ich sehr viel in Bildern und Gefühlen denke und diese versuche zu übertragen. Ich bin ein Sinn-Sucher: bei allen Plänen suche ich nach der Motivation und ordne es in das Gesamt-System ein, und wenn ich keinen Sinn entdecke, fällt es mir extrem schwer, meine Aufgabe zu erledigen. Und ich liebe Qualität: was ich sage, muss erst durchdacht und von vielen Perspektiven beleuchtet sein, bevor ich es weitergebe. (Hier mehr dazu: Was ist kognitiv hochsensibel?)
  • Auf emotionaler Ebene nehme ich oft Gefühle in den Augen und Verhalten von anderen wahr, und sie hallen in mir noch Stunden nach, wie ein Echo. Kunst spricht mich tief an. Damit ich nicht von meinen Gefühlen überfordert bin, muss ich sie immer wieder kreativ verarbeiten – ich geh dann Klavier spielen, Tagebuch schreiben oder malen. Intuitiv bemerke ich, welche Erwartungen in der Luft liegen – und ich bin dabei zu lernen, mich abzugrenzen, denn es ist unmöglich, allen Erwartungen gerecht zu werden.
  • Diese intensive Reizverarbeitung ist manchmal sehr anstrengend (aber ein Tag ohne solche Herausforderungen wäre auch langweilig). Darum brauche ich 8-9h Schlaf und einsames Spazieren durch die Natur, um mit innerem Frieden und freudiger Erwartung durch die Welt gehen zu können.

Hochsensibilität in Gemeinde (und anderen Teams)

Für mich hat es viele Jahre gedauert, bis ich mit diesen meinen Besonderheiten gut umgehen konnte – und der Prozess geht weiter. Aber immer wenn es mir gelingt, mit meinen Stärken der Gemeinschaft zu dienen, bin ich glücklich: wir Menschen brauchen einander in unserer Vielfalt. Jede Gabe ist wichtig. Und so möchte ich nun anderen helfen, diesen Prozess zu gehen.

Wozu? Da gibt es ein geniales Bild in der Bibel: alle Christen sollen wie ein Körper zusammenarbeiten. Das ist auch meine Überzeugung, was Hochsensibilität betrifft: Hochsensible und Nicht-Hochsensible müssen einander besser verstehen, damit sie Seite an Seite für Gottes Gerechtigkeit kämpfen können

Es ist wie in Herr der Ringe: Gimli, der Zwerg, tötet die Elefanten, indem er kraftvoll und beharrlich auf sie mit seinem Schwert eindrischt. Legolas, der Elb, spannt seinen Bogen, zielt mehrere Sekunden lang, und trifft dann genau die Stelle, an dem der Elefant verwundbar ist. Keine Methode ist an sich „besser“ oder „wichtiger“. Zwar zählen sie mit, wie viele Elefanten jeder erlegt hat, aber sie wissen genau: ohne den anderen hätte ich keine Chance. Und das ist auch die Gesamtbotschaft des Romans: die Gefährten brauchen einander, obwohl … oder gerade weil sie so unterschiedlich sind.

Mein Ziel ist also größer als hochsensiblen Menschen ein glückliches, beschwerdefreies Leben zu ermöglichen. (Wäre in dieser Welt auch ziemlich utopisch.) Sondern: wenn sie begreifen, dass sie einen Vater im Himmel haben, der es wirklich gut mit ihnen meint, dann werden sie sich erlauben, Kind zu sein. Sie werden sich lieben lassen, ihre Bedürfnisse ernst nehmen und an die richtige Adresse gehen, um sie zu stillen. Und dadurch werden sie reif, Gottes Liebe an andere weiterzugeben. Lieben und sich lieben lassen gehört zusammen.

In der Bibel gibt es noch ein wunderschönes Bild dafür: Christen sind wie eine Braut, die sich auf ihre Hochzeit mit Jesus vorbereitet. Zur Zeit des Neuen Testamentes war es üblich, dass der Bräutigam nach der Verlobung in seine Heimatstadt reiste, um alles zu klären, und dann zurück kam – aber man wusste nicht wann. Wie aufregend! Wie erwartungsvoll!

Das ist mein Lebenstraum: zu sehen, wie die Gemeinde Jesu auf der ganzen Welt in dieser Erwartungshaltung lebt. Das ist der Schmuck, den sie anlegen soll: das volle Vertrauen auf Gott. Und wenn sie sich darauf fokussiert, wird sie andere Dinge einfach weglassen, weil diese unnötig oder sogar hinderlich sind. Simply trust.

Und jetzt?

Wenn dich mehr interessiert, was Hochsensibilität / Hochsensitivität mit dir zu tun hat, habe ich einige Arbeitsblätter zur Selbstreflektion erstellt, die dir bei dieser Entdeckungsreise helfen können.

Wie finde ich meine Berufung – Moments when I felt alive

Manchmal bricht ein Sonnenstrahl durch die Wolkendecke, die man „Alltag“ nennt. Der Zeitpunkt wird ein besonderer Moment, und schließlich eine kostbare Erinnerung. Und im Nachhinein kann ich darin lesen: Ach so, dafür lebe ich.

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Es sind schöne Momente. Momente, in denen ich neue Kraft, neue Hoffnung schöpfe. Es sind Gipfelerfahrungen, in denen ich mir neu Orientierung verschaffe. Sie sind rar – und dafür umso willkommener.

Und doch entstehen sie nur dann, wenn ich über meinen Schatten springe und etwas wage. Sie sind Geschenke – ich kann sie nicht erzwingen. Und immer sind sie „work in progress“, eine Baustelle mitten im Leben, nichts Endgültiges oder Gott-Ähnliches.

Vor allem aber: sie sind wie Hinweistafeln, die auf den Traum zeigen, den Gott in mich hinein gelegt hat.

„The place where God calls us is the place where our deep joy and the world’s deep hunger meet.“ (Frederik Buechner, Wishful Thinking: A Seeker’s ABC. – Der Ort, an den Gott uns beruft, ist da, wo unsere tiefe Freude und der tiefe Hunger der Welt sich treffen. – Diese Wahrheit wurde wunderbar illustriert von Bruce Wilkinson: Schöpfer der Träume)

Aber letztendlich ist selbst diese Berufung nicht das Wichtigste in meinem Leben. Meine erste Berufung ist: „Liebe Gott. Lass dich von ihm lieben. Und tu das, was in dieser Liebe steckt.“

Wann hast du dich das letzte Mal so richtig lebendig gefühlt?

Seit vielen Jahren habe ich ein Büchlein, in dem ich solche Momente sammle. Wie kannst du dafür sorgen, dass du deine Lichtblick-Momente nicht vergisst?

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Hier eine Beispiel-Seite:

LICHTBRINGER

Wie Hände, die eine Kerzenflamme vor dem Wind schützen,
wie Füße, die Licht-Spuren hinterlassen,
wie Sonnenschein, beständig sanft und radikal.
Wie ein Wächter, der auf Missstände aufmerksam macht,
wie ein Liebender, dessen Hoffnung nicht endet,
wie ein Priester: Gottes Reich komme!

Nov 2011 – Vor der Uni zetert und weint jemand. Zunächst ließ ich mich nicht in meiner Unterhaltung mit einem Freund stören. Ok, ich hatte auch Angst: vielleicht kenn ich die Person sogar. Aber als ich dann alleine war und anfangen wollte zu arbeiten, ließ ich mich rufen und kehrte um. Was kann ich denn tun? Zuhören.

Und so ging ich auf sie zu, und hörte zu. Sie war verzweifelt, weil sie scheinbar alles versucht hat, kein Job, kein Geld, keine Freunde. Nach einer Weile frage ich, wonach sie eigentlich sucht, und sie gesteht ein, dass sie das alles aushalten würde, wenn sie stabile Beziehungen hätte. Am Ende sagte ich: „Ich werde für Sie beten.“ – „Schon wieder einer von diesen Christen … aber wenigstens sagst du nicht, dass ich beten soll.“ Und schließlich wünschte ich ihr ein „normales“ Leben, das, wonach sie sich sehnt.

Meine Stärken:

  • Mitleid, Empathie
  • Intensiv zuhören aber innerlich den Blick auf Gott
  • Sensibilität: was sage ich (nicht)?
  • Ruhe ausstrahlen

Ähnliche Situationen:

  • Brief: „Du bist wertvoll“
  • Alkoholiker S-Bahn

 

(Photo: James Wheeler, CC BY-NC-SA)

Hochsensible sind wie Roh-Diamanten – Investieren Sie jetzt.

Haben Sie schon einmal ein Roh-Diamanten gesehen? Ziemlich sicher.

Roh-Diamanten sind unscheinbar; kein Laie könnte sie von Glas unterscheiden. Es wäre dumm, wenn man mehr als einen Flohmarkt-Preis dafür zahlt. Aber das geschulte Auge eines Experten erkennt den Wert, das Potential, die brillante Schönheit, die der Schliff hervorbringen kann. Sind Sie ein solcher Experte? Sie können es werden.

In jedem Mensch steckt ein unglaublicher Wert. Aber es gibt Menschen, die sich „unter Wert verkaufen“: sie tun das, was von ihnen verlangt wird – nicht das, was sie am besten können. Sie verstecken ihr Potential. Sie sind Meister der Anpassung. Warum sollte man das machen? Nun, haben Sie schon einmal ihre Ideen verschwiegen, weil Sie Angst hatten, damit anzuecken?

Stellen Sie sich nun vor, das wäre nicht einmalig, sondern Alltag. Und es sind nicht nur ihre Gedanken, sondern ihre Gefühle, ihr Verhalten, … – alles ist irgendwie „anders“, als wären Sie in einer fremden Kultur. Stellen Sie sich vor: Neben Ihnen quietscht eine Bremse, Sie fahren erschrocken zusammen, aber ihre Freunde schauen Sie nur verwirrt an – wenn sie die Bremse überhaupt gehört haben. Oder: In ihnen herrscht ein Gefühlschaos, weil eine Person, die Ihnen wichtig ist, sie „schräg“ angeschaut hat – Sie versuchen sich zu beruhigen, vielleicht ist sie ja gar nicht auf mich wütend, aber die zerstörerische Kraft „wütet“ bereits in Ihnen. Und abends fallen Sie erschöpft ins Bett: so viele Eindrücke! So viele Emotionen! Und so viel Ablehnung … Kennen Sie solche Situationen?

Hochsensible Menschen sind damit ihr Leben lang aufgewachsen. Sie nehmen Ideen, Gefühle, Wahrnehmungen und Übernatürliches intensiver wahr als die übrigen 80% der Bevölkerung, weil ihre Wahrnehmungsfilter reduziert sind. Jeder filtert seine Wahrnehmung, ganz automatisch, nur unterschiedlich stark. Hochsensible sind Präzisionsinstrumente: sie sind geschaffen für den Zweck, feine Details zu erkennen. Viele sind kreativ, philosophisch oder sozial-empathisch stark. Und ihr ganzes Leben ist eine Frage an die Gesellschaft: „Darf ich sensibel sein? Darf ich dir helfen, das zu sehen, was du über-siehst? Können wir zusammenarbeiten?“ Werden Sie eine solche Zusammenarbeit wertschätzen?

In dieser Welt laufen viele Roh-Diamanten herum, nicht nur hochsensible: jeder ist schön, und kann lernen, mit seiner Persönlichkeit so umzugehen, dass sein Potential der Gemeinschaft zugutekommt. Davon träume ich: Dass zerbrochene Herzen wieder heilen. Dass Einsame wieder integriert werden. Und dass die Schönheit, die Gott in uns angelegt hat, wie ein Same aufkeimt, wächst, und schließlich Früchte bringt. Glauben Sie, dass das möglich ist? Wie viel sind Sie bereit, dafür zu zahlen?

Nur zusammen sind wir stark.

Wachsen – wie geht das?

(Ein Gastbeitrag von Edith)

Wachsen – wie geht das? Schau auf Ihn, und werde verwandelt. Ja, er ist wunderschön. Ich möchte auch so gerne so sein, wie du, Herr.

Am Anfang habe ich die Luft angehalten, wenn jemand das gesagt hat: Ich möchte so werden wie Jesus. Ist das nicht zu hoch gegriffen? Habe ich gedacht! So sein wie Gott? Wollte das nicht auch Eva und ist genau daran gescheitert? Richtig, sie hat auf das Böse gehört und nicht auf dich Herr.

Hermann Hesse sagte: Versuche das Unmögliche, dann erreichst du das Mögliche.

Ist das vielleicht so gemeint? Aus eigener Kraft? Eher nein!

Also, ich stell mich DIR zur Verfügung, bitte hier bin ich… ich höre: was möchtest DU, das ich tue?

Lieben.

Ok. Ja, das mache ich so gut, wie ich kann. Bin alles andere als perfekt darin, aber ich möchte…

Ich mache mich auf die Suche, meine Geschwister sagen: du musst trainieren. Lies mal Dallas Willard. Du musst umsetzen was du gelernt hast. Weiterlesen

Die Liebe ist verletzlich

“To love at all is to be vulnerable. Love anything and your heart will be wrung and possibly broken. If you want to make sure of keeping it intact you must give it to no one, not even an animal. Wrap it carefully round with hobbies and little luxuries; avoid all entanglements. Lock it up safe in the casket or coffin of your selfishness. But in that casket, safe, dark, motionless, airless, it will change. It will not be broken; it will become unbreakable, impenetrable, irredeemable. To love is to be vulnerable.”
C.S. Lewis, The Four Loves (dt. „Was man Liebe nennt“)

Lieben heißt immer verletzlich sein. Liebe irgend etwas, und es wird dir bestimmt zu Herzen gehen, oder gar das Herz brechen. Wenn du ganz sicher sein willst, dass deinem Herzen nichts zustößt, dann darfst du es nie verschenken, nicht einmal einem Tier. Umgib es sorgfältig mit Hobbies und kleinen Genüssen; meide alle Verwicklungen; verschließe es sicher im Schrein oder Sarg deiner Selbstsucht. Aber in diesem Schrein – sicher, dunkel, reglos, luftlos – verändert es sich. Es bricht nicht; es wird unzerbrechlich, undurchdringlich, unerlösbar. Lieben heißt, verletzlich zu sein.

Gebete: Absolute Hingabe

Mein Vater, ich überlasse mich dir.
Mach mit mir, was du willst.
Was du auch immer tun magst, ich danke dir.
Zu allem bin ich bereit, alles nehme ich an.

Wenn nur dein Wille sich an mir erfüllt
und an allen deinen Geschöpfen,
so ersehne ich weiter nichts, mein Gott.

In deine Hände lege ich meine Seele;
ich gebe sie dir, mein Gott,
mit der ganzen Liebe meines Herzens,

weil ich dich liebe,
und weil diese Liebe mich treibt, mich dir hinzugeben,
mich in deine Arme zu legen, ohne Maß,
mit einem grenzenlosen Vertrauen;

Denn du
bist mein Vater.

(Charles de Foucault)

Die zwei Zettel in meiner Tasche

Eine Anekdote sagt, ein Rabbi habe den folgenden Rat gegeben:

Trage immer zwei Zettel in deiner Jackentasche, damit du richtig mit dem Leben umgehst. Auf dem einen steht: „Aus Staub und Asche bin ich gemacht.“, auf dem anderen, „Das Universum wurde geschaffen um meinetwillen.“ Manchmal brauchen wir den einen, manchmal den anderen Zettel als Erinnerung – zu wissen, welcher Zettel gerade dran ist, das ist das Geheimnis eines guten Lebens.

(Quelle: http://www.rishon-rishon.com/archives/064901.html)

Dazu Larry Crabb:

I have learned that an awareness of inadequacy is neither a curse to lift nor a disorder to cure. It is a gift to be received, a gift that if properly used can make me powerful and strong and clear and wise.

Ich habe gelernt: ein Bewusstsein dafür zu haben, dass ich nicht ausreiche (o. dass ich mich inadäquat fühle), ist nicht ein Fluch oder eine Krankheit, die nur dazu da sind, dass man sie los wird. Es ist ein Geschenk, das man annehmen soll, denn dieses Geschenk kann mich – wenn es richtig eingesetzt wird – stark und kräftig machen, klar und weise.

(Larry Crabb: „Shattered Dreams“, p. 77)

Lebenslektionen

Eigentlich hatte ich vor, auf meiner Geburtstagsparty eine Rede zu halten, was ich die letzten 6 Jahre Studium so gelernt habe:

  • PC = Mensch. Als Experte in diesem Gebiet kann ich euch sagen, dass der Computer auch nur ein Mensch ist: er ist fehlerhaft, mysteriös-komplex und manchmal unvorhersehbar. Andererseits bemerke ich auch mit Schaudern, dass wir Menschen uns in manchen Situationen wie Computer verhalten: wenn wir uns überfordert fühlen, fallen wir in alte „Programme“ zurück, als würden wir uns nie verändern.
  • Ask the user. Listen first. Zuerst zuzuhören, bevor man etwas sagt, ist auch in Kundengesprächen eine gute Devise: oft weiß man erst, was man sagen will, wenn jemand es herauskitzelt und damit den Geburtsprozess von Ideen zu Worten unterstützt.
  • Lebenswert: Menschen. Ein Computer um seiner selbst willen ist Schrott. Das, was das Leben wertvoll macht, sind die Menschen um mich herum, nicht ihre Ideen, nicht ihre Auswirkungen, sondern sie selbst.
  • Essentiell. Und ich möchte verschiedene Dinge nicht mehr missen:
    • Bäume. Ich habe mich in der Großstadt nicht wohlgefühlt und seitdem lieber am Stadtrand gelebt.
    • Kinder. Ein Kinderlachen und der Tag ist gerettet. Nicht an allen Studienorten hatte ich Kontakt mit Kindern, und dann fehlte mir ihre Lebendigkeit, Naivität und jemand zum herum-toben.
    • Kreativität. Musik hören ist ja ganz nett, aber Musik machen etwas ganz anderes. Und am meisten Spaß macht es, gemeinsam kreativ herumzuspinnen.
    • Euch. Auf viele verschiedene Weisen habt ihr mein Leben bereichert.

Vielen Dank.

Reformation fängt mit Träumen an

Ich habe einen Traum.
Von einer Kirche, die Wahrheit als Person versteht, nicht als Konzept.
Von Gläubigen, die Leidenschaft und Schönheit mehr nachjagen als ihrem eigenem Komfort.
Von Glaube, wild, ungezähmt, authentisch, und unbeirrbar Gott-zentriert.
Von Liebe, die alle Angst überwindet.
Von Hoffnung, größer als Institutionen und kleiner als falsch verstandene Würde.
Von Sehnsucht, die verrückt-kreative Lösungen sucht.
Von Menschen, die nicht von ihrer Unzulänglichkeit davonlaufen, sondern dem Ruf ihres Meisters folgen.
Von geliebten Kindern Gottes, die innerlich frei Gott und ihr Leben feiern.
Von einer Kirche, die alles tut, um das Tun Gottes zu begleiten und zu unterstützen.
„Gott ist in der Mitte, alles in uns schweige, und sich innigst vor ihm beuge.“

Vielen Dank, Fabian Vogt, für deine Vorträumereien. Dein Roman hat mal wieder alle meine Erwartungen übertroffen.