Wie triffst du deine Lebensentscheidungen? Stell dir vor, du kommst an eine Lebenskreuzung – dein Schulabschluss rückt näher, du wirst gekündigt oder stellst aus anderen Gründen fest, du musst dich „neu orientieren“. Vor dir liegen unzählige Möglichkeiten, Wege, die du beschreiten könntest. Was hilft dir in diesem Entscheidungsprozess?
Es gibt verschiedene Persönlichkeiten. Manchen fällt es leicht, langfristige Träume zu formulieren. Andere leben mehr in der Gegenwart und planen von dort aus, was sie als Nächstes machen. Beides ist wichtig!
1. Träume langfristig
In deinem Herzen schlummern Träume, Hoffnungen, Leidenschaften. Was ist dir wichtig? Welche Bedürfnisse siehst du, wenn du dich umschaust? In welchen Erlebnissen oder Begegnungen hast du dich lebendig gefühlt? Wer ist dir ein Vorbild? Nimm dir Zeit, diese Ideen und Träume aufzuschreiben, mit Freunden darüber zu reden und dir vorzustellen, wie es aussehen könnte, daraus ein langfristiges Ziel zu machen.
Vielleicht fühlen sich deine langfristigen Ziele verschwommen an. Vielleicht hast du Angst, sie zu formulieren, weil sie sich unrealistisch anfühlen. Aber ohne eine klare Entscheidung für ein Ziel ist es wahrscheinlich, dass du nirgendwo richtig ankommst …
Stell dir vor, du steigst in ein Flugzeug ein. Kurz nach dem Start macht der Pilot eine Durchsage: „Willkommen an Bord auf diesem Flug nach … mal schauen, das weiß ich nicht so genau, ich hab einfach mal den Tank zu 70% gefüllt. Genießen Sie die Aussicht und vertrauen Sie mir, wir kommen schon irgendwie wieder runter …“ Ein Pilot braucht ein Ziel, bevor er losfliegt, sonst wird es gefährlich. Ein Ziel hat Konsequenzen für das Hier und Jetzt: Wenn ich in 10 Jahren eine Goldmedaille gewinnen will, sollte ich heute anfangen, dafür zu trainieren. Und zusätzlich: Je klarer der Pilot vor dem Abflug sein Ziel angeben kann, desto leichter wird es den Mitreisenden fallen, sich für ein Flugzeug zu entscheiden.
Ein langfristiges Ziel alleine reicht allerdings nicht. Genauso wichtig ist:
2. Bleibe in der Gegenwart
Schon heute hast du einen riesigen Schatz an Stärken, Erfahrung, Kompetenzen, Ressourcen… Was kannst du damit machen? Schreibe auch diese Aspekte auf.
Denn: Egal für welchen Traum du dich entscheidest – hier ist der Startpunkt deiner Reise. Auch von hier aus kannst du träumen: Was lernst du gerade, worin willst du weiter lernen? Was könnte dein nächster Schritt sein? Daraus kannst du deine kurzfristigen Ziele formulieren.
Vergleiche diese kurzfristigen Ideen mit den Leidenschaften, die du zu Punkt 1 aufgeschrieben hast. Was passt zusammen?
Oft entdeckt man seine Berufung erst „im Gehen“. Du hast eine ungefähre Vorstellung, wo du hin willst, und gehst die ersten Schritte darauf zu. Diese Schritte helfen dir, nach einer Weile das Ziel klarer zu erkennen oder noch strategischer darauf zuzugehen. Oder vielleicht merkst du auch, dass das Ziel angepasst werden muss, um wirklich das zu erreichen, was du eigentlich willst. Es ist unmöglich, erst einen 10-Jahres-Plan zu entwickeln und dann diesen einfach nur noch umzusetzen – allein schon, weil sich die Rahmenbedingungen ständig ändern. Aber auch, weil du dich in diesem Prozess veränderst. Neben einem klaren Ziel brauchst du auch die Flexibilität, dich immer wieder auf die Gegenwart einzulassen – auf das, was da ist. Denn wertvoll ist nicht nur, was du tust, was du erreichst – wertvoll ist auch, wer du bist.
3. Werte – dein Ziel hinter dem Ziel
Vielleicht ist es Gott gleichgültig, ob du Bäcker oder Busfahrer wirst. Wichtiger ist ihm: Welche Herzenseinstellung hast du?
Gott gibt der Menschheit einen riesigen Auftrag: „Bringt Frucht. Vermehrt euch. Füllt die Erde. Verwaltet sie gut.“ (1. Mose 1,28) Und doch fängt er von innen an, diesen Plan mit uns umzusetzen – in unseren Herzen. Daran muss ich mich selbst immer wieder erinnern. Ich bin tendenziell ein Macher, der Dinge erledigt sehen will. Aber oft, wenn ich zu Gott komme, um mit ihm etwas zu ‚erledigen‘, erinnert er mich erst einmal daran, dass er mich einfach liebt. Und dass er sieht, welche Ängste und Leidenschaften in mir stecken. Wachstum fängt immer klein und oft unscheinbar an – wie ein Same, aus dem ein neuer Baum wächst.
Die Frucht, die wir bringen sollen, ist nicht „Erfolg im Beruf“, „Viele Kinder“, oder „Berühmt sein“. Die Frucht, die Gott in uns wachsen lassen will, ist: Liebe. Liebe, die sich ausdrückt in Geduld, Freude, Freundlichkeit, und vielen andere Charaktereigenschaften (Galater 5,22-23). Und diese Frucht wächst mitten im Alltags-Chaos und Schmerzens-Druck.
Manchmal stehen wir vor der Möglichkeit, unsere Werte zu verraten, um unser Ziel schneller zu erreichen. Nach dem Motto: „der Zweck heiligt die Mittel“, oder: „Ich habe es doch gut gemeint …“ Erinnere dich an diesen Momenten daran, warum du dir das Ziel gesetzt hast, das du formuliert hast. Welches Ziel war hinter dem Ziel? Was motiviert dich?
Ich denke, Berufung macht keinen Sinn, ohne die Beziehung zu dem, der mich zu etwas berufen hat. Vertraue ich ihm? Denn genau das ist Gottes größter Traum: Menschen, die ihm freiwillig folgen, weil sie ihm vertrauen. Wie dieses Vertrauen praktisch aussieht, ändert sich immer mal wieder.
An welchen Stellen in diesem Text hast du dich angesprochen und herausgefordert gefühlt? Geh diesem Ruf nach. Es lohnt sich!