Wie du deinen eigenen Psalm schreiben kannst (Der Herr ist mein Ermutiger)

Einen eigenen Psalm nach der Vorlage von Psalm 23 zu schreiben ist ganz einfach. Vor einiger Zeit haben wir es gemeinsam in einer Lobpreis-Zeit gemacht – ich liebe es, ihn mit meiner Kreativität anzubeten! (English Version)

Psalmen sind Gebete. Egal, was dich gerade beschäftigt – du kannst deine Worte benutzen, um es auszudrücken. Welche Metaphern passen zu deinem Thema?

Hier (m)ein Beispiel:

(1) Der Herr ist mein Ermutiger,
(2) mein Herz wird bei ihm erfrischt.

(3) Er schenkt mir neue Hoffnung jeden Tag,
so dass ich aufsteige wie ein Adler –
seine Zuversicht ist mein Rückenwind.

(4) Wohin sonst sollte ich gehen?
Selbst wenn alles schief geht
und meine Pläne über den Haufen geworfen werden
ist er meine Landkarte, an der ich mein Leben orientiere.

(5) Ich weiß nicht, was kommt.
Aber ich weiß, wer
immer ein treuer Freund an meiner Seite sein wird.
Seine Worte geben mir neuen Mut.

(6) Mein Herz ist so gefüllt von seinen Zusprüchen,
dass aus meinem Mund Freude fließt.

Ich bin sein!


Und jetzt bist du dran. Die folgenden Fragen helfen dir dabei. Sie reflektieren die Struktur von Psam 23 …

  1. Suche dir eine Charakteristik oder eine Metapher aus, wie Gott ist (in meinem Fall: Ermutiger)
    Der Herr ist mein Hirte …
  2. Was sind die Konsequenzen dieser Charakteristik für mich?
    … darum fehlt mir nichts.
  3. Was tut Gott mit mir?
    Auf saftigen Weiden lässt er mich ruhen …
  4. Was bedeutet es in schwierigen Zeiten?
    Auch wenn ich durch das Tal des Todesschattens gehe …
  5. Was bedeutet es für meine Zukunft?
    Nichts außer Güte und Liebe wird mich verfolgen an allen Tagen meines Lebens, …
  6. Mein persönliches Fazit
    Und so werde ich im Haus Gottes wohnen, solange ich lebe.

Probier es aus! Wie du an meinem Beispiel gesehen hast – es muss nicht „perfekt“ sein. Mach es lieber persönlich, selbst wenn es lustig klingt … schließlich schreibst du nicht ein Lobpreis-Lied für den nächsten Gottesdienst, sondern ein Text, der deine Beziehung zu Gott beschreibt. Eben „dein“ Psalm.

The Lord is my banner (How to write your own psalm)

It’s easy to write your own psalm after the template of Psalm 23. We did it in a corporate worship time and it’s fun! I love using my creativity to worship Him! (Deutsche Version)

The Lord is my banner,
I look up to him.

He leads us into battle,
he knows the entire strategy.

When enemies come, he is not surprised;
his royalty is shielding us from harm.

And even when it hurts,
his love works within me;
he knows me inside out.

My life and my death is in his hands.
I entrust my hopes and desires to the One
who already sees their completion.
His promises are my daily bread.

Let God arise, and his enemies be scattered!


Here is how you can write your own Psalm. These questions reflect the structure of Psalm 23:

  1. Think of a characteristic or picture of God (in my example: banner)
    The Lord is my shepherd
  2. What are its consequences for me?
    I lack nothing.
  3. What does he do with me?
    He makes me lie down in green pastures...
  4. What does this mean in difficult times?
    Even though I walk through the valley of the shadow of death …
  5. What does it mean for my future?
    Surely goodness and mercy shall follow me …
  6. A concluding statement from my side
    I shall dwell in the house of the Lord forever.
Weiche

Deine Berufung: Träume langfristig und bleibe in der Gegenwart

Wie triffst du deine Lebensentscheidungen? Stell dir vor, du kommst an eine Lebenskreuzung – dein Schulabschluss rückt näher, du wirst gekündigt oder stellst aus anderen Gründen fest, du musst dich „neu orientieren“. Vor dir liegen unzählige Möglichkeiten, Wege, die du beschreiten könntest. Was hilft dir in diesem Entscheidungsprozess?

Es gibt verschiedene Persönlichkeiten. Manchen fällt es leicht, langfristige Träume zu formulieren. Andere leben mehr in der Gegenwart und planen von dort aus, was sie als Nächstes machen. Beides ist wichtig!

1. Träume langfristig

In deinem Herzen schlummern Träume, Hoffnungen, Leidenschaften. Was ist dir wichtig? Welche Bedürfnisse siehst du, wenn du dich umschaust? In welchen Erlebnissen oder Begegnungen hast du dich lebendig gefühlt? Wer ist dir ein Vorbild? Nimm dir Zeit, diese Ideen und Träume aufzuschreiben, mit Freunden darüber zu reden und dir vorzustellen, wie es aussehen könnte, daraus ein langfristiges Ziel zu machen.

Vielleicht fühlen sich deine langfristigen Ziele verschwommen an. Vielleicht hast du Angst, sie zu formulieren, weil sie sich unrealistisch anfühlen. Aber ohne eine klare Entscheidung für ein Ziel ist es wahrscheinlich, dass du nirgendwo richtig ankommst …
Stell dir vor, du steigst in ein Flugzeug ein. Kurz nach dem Start macht der Pilot eine Durchsage: „Willkommen an Bord auf diesem Flug nach … mal schauen, das weiß ich nicht so genau, ich hab einfach mal den Tank zu 70% gefüllt. Genießen Sie die Aussicht und vertrauen Sie mir, wir kommen schon irgendwie wieder runter …“ Ein Pilot braucht ein Ziel, bevor er losfliegt, sonst wird es gefährlich. Ein Ziel hat Konsequenzen für das Hier und Jetzt: Wenn ich in 10 Jahren eine Goldmedaille gewinnen will, sollte ich heute anfangen, dafür zu trainieren. Und zusätzlich: Je klarer der Pilot vor dem Abflug sein Ziel angeben kann, desto leichter wird es den Mitreisenden fallen, sich für ein Flugzeug zu entscheiden.

Ein langfristiges Ziel alleine reicht allerdings nicht. Genauso wichtig ist:

2. Bleibe in der Gegenwart

Schon heute hast du einen riesigen Schatz an Stärken, Erfahrung, Kompetenzen, Ressourcen… Was kannst du damit machen? Schreibe auch diese Aspekte auf.
Denn: Egal für welchen Traum du dich entscheidest – hier ist der Startpunkt deiner Reise. Auch von hier aus kannst du träumen: Was lernst du gerade, worin willst du weiter lernen? Was könnte dein nächster Schritt sein? Daraus kannst du deine kurzfristigen Ziele formulieren.

Vergleiche diese kurzfristigen Ideen mit den Leidenschaften, die du zu Punkt 1 aufgeschrieben hast. Was passt zusammen?

Oft entdeckt man seine Berufung erst „im Gehen“. Du hast eine ungefähre Vorstellung, wo du hin willst, und gehst die ersten Schritte darauf zu. Diese Schritte helfen dir, nach einer Weile das Ziel klarer zu erkennen oder noch strategischer darauf zuzugehen. Oder vielleicht merkst du auch, dass das Ziel angepasst werden muss, um wirklich das zu erreichen, was du eigentlich willst. Es ist unmöglich, erst einen 10-Jahres-Plan zu entwickeln und dann diesen einfach nur noch umzusetzen – allein schon, weil sich die Rahmenbedingungen ständig ändern. Aber auch, weil du dich in diesem Prozess veränderst. Neben einem klaren Ziel brauchst du auch die Flexibilität, dich immer wieder auf die Gegenwart einzulassen – auf das, was da ist. Denn wertvoll ist nicht nur, was du tust, was du erreichst – wertvoll ist auch, wer du bist.

3. Werte – dein Ziel hinter dem Ziel

Vielleicht ist es Gott gleichgültig, ob du Bäcker oder Busfahrer wirst. Wichtiger ist ihm: Welche Herzenseinstellung hast du?

Gott gibt der Menschheit einen riesigen Auftrag: „Bringt Frucht. Vermehrt euch. Füllt die Erde. Verwaltet sie gut.“ (1. Mose 1,28) Und doch fängt er von innen an, diesen Plan mit uns umzusetzen – in unseren Herzen. Daran muss ich mich selbst immer wieder erinnern. Ich bin tendenziell ein Macher, der Dinge erledigt sehen will. Aber oft, wenn ich zu Gott komme, um mit ihm etwas zu ‚erledigen‘, erinnert er mich erst einmal daran, dass er mich einfach liebt. Und dass er sieht, welche Ängste und Leidenschaften in mir stecken. Wachstum fängt immer klein und oft unscheinbar an – wie ein Same, aus dem ein neuer Baum wächst.

Die Frucht, die wir bringen sollen, ist nicht „Erfolg im Beruf“, „Viele Kinder“, oder „Berühmt sein“. Die Frucht, die Gott in uns wachsen lassen will, ist: Liebe. Liebe, die sich ausdrückt in Geduld, Freude, Freundlichkeit, und vielen andere Charaktereigenschaften (Galater 5,22-23). Und diese Frucht wächst mitten im Alltags-Chaos und Schmerzens-Druck.

Manchmal stehen wir vor der Möglichkeit, unsere Werte zu verraten, um unser Ziel schneller zu erreichen. Nach dem Motto: „der Zweck heiligt die Mittel“, oder: „Ich habe es doch gut gemeint …“ Erinnere dich an diesen Momenten daran, warum du dir das Ziel gesetzt hast, das du formuliert hast. Welches Ziel war hinter dem Ziel? Was motiviert dich?

Ich denke, Berufung macht keinen Sinn, ohne die Beziehung zu dem, der mich zu etwas berufen hat. Vertraue ich ihm? Denn genau das ist Gottes größter Traum: Menschen, die ihm freiwillig folgen, weil sie ihm vertrauen. Wie dieses Vertrauen praktisch aussieht, ändert sich immer mal wieder.

An welchen Stellen in diesem Text hast du dich angesprochen und herausgefordert gefühlt? Geh diesem Ruf nach. Es lohnt sich!

Diamant unter der Erde

Wie entstehen Edelsteine 💎 ? Unter Druck.

Aua! Ich mag Druck nicht!
Das ist zu eng!
Wenn die ganze Welt auf mich einstürmt
Von oben, von unten
Von links, von rechts
Von vorne, von hinten
Und ich dann auch noch entscheiden soll
Was gut ist, was edel, was liebevoll.
Geht das nicht irgendwie einfacher?

Du lächelst
Umarmst mich
Und fragst mich noch einmal:
Wie entstehen Edelsteine?

Ich bin umzingelt
Von Liebe.

“Von allen Seiten werden wir bedrängt, aber nicht erdrückt … damit auch Jesu Leben an uns deutlich sichtbar wird.”
(2. Korinther 4, 8-10)

(Versteht mich nicht falsch –
Ich liebe nicht den Schmerz,
Sondern:
Ich laufe dem Schmerz immer weniger davon.

Denn tief verborgen unter der Erde
Begraben unter den Herausforderungen, groß und klein
Liegt ein Stein.

Unscheinbar.
Aber besonders.
Edel.

Verborgen.
Zunächst nur zu sehen
Für die Augen der Liebe.

Bis eines Tages
Der Vulkan ausbricht
Und den Schatz zur Oberfläche bringt.)

Advent – Warten

(Ein Gebet Benjamins.)

Wann kommst du?
Warum müssen wir auf dich warten?
Du siehst die Sehnsucht in unseren Herzen. Du hörst unsere verzweifelten Schreie.
Sofort – da gibt es keine Verzögerung.
Weil deine Liebe uns umgibt.
Du fühlst unseren Schmerz.

Warum warten wir also auf deine Antwort?
Hast du nicht gesagt, dass du es bist, der alle Ungerechtigkeit korrigieren wird?
Warum fühlt sich alles so ungerecht an, so verwirrend?
Bist du da? Hörst du das Echo unserer Gebete?
Ja, unsere Gebete hallen wider – in deinem Herzen.

Wie eine schwangere Frau
warten wir auf die Erfüllung deiner Versprechen.
Wir vertrauen, dass du irgendwie schon weißt, warum.
Vielleicht müssen wir es gar nicht wissen.

Aber wir werden nicht aufhören, dich zu bestürmen,
bis du aufstehst
und deine Feinde vernichtest.
Du
bist unser König.

Wir vertrauen dir.
Wir warten auf dich.

Photo by Štefan Štefančík on Unsplash

Brot und Weintrauben

Sehnsucht nach Leben

In uns ist ein Hunger nach Leben. Alle Menschen fragen sich existentiell: „Wo werde ich wirklich satt? Wo finde ich das, was ich brauche?“ Diese Frage stellten sich die Menschenmassen in Johannes 6. Sie erleben, dass wenig mehr als genug sein kann. Und dass Leben viel mehr als Essen ist. (38min)

Wohin sonst sollen wir gehen? | Benjamin Pick

Kerngedanke: Jesus ist das Brot vom Himmel, das wirklich satt macht.
Text: Johannes 6

  • Die Speisung der 5000 – zum Miterleben
  • Warum folgst du Jesus nach?
  • Wie drückt das Abendmahl Gottes Sehnsucht aus?

Photo by Sincerely Media on Unsplash

Hast du schon mal einen Vogel gesehen, der sich Sorgen macht?

Eines Nachts wachte Friedegard auf. War da nicht ein Geräusch? Könnte das ein Marder sein? Es hat doch geknackt! Sie lauschte in die rabenschwarze Dunkelheit. Nichts.

Unsere Frau Spatz schloss die Augen wieder, und versuchte, wieder einzuschlafen. Aber es ging nicht. Bestimmt schlich der Marder gerade um den Baum, auf dem sie sich niedergelassen hat, und suchte nach dem besten Weg, innerhalb von Sekunden zu ihr zu springen. Sekunden?! Sie war in Gefahr! Intensiv horchte sie weiter. Sie konzentrierte sich und versuchte, irgendetwas zu erkennen. Nichts.

Eine Stunde später war immer noch nichts passiert. Ihr Puls hat sich wieder verlangsamt, aber an Schlafen war nicht zu denken. Und so wanderte ihre Fantasie zu dem Nest, das sie sich bauen will, eines Tages, wenn Mr. Perfect sie endlich entdecken würde! Glücksgefühle durchströmten ihren ganzen Körper. Aber Moment, sie wollte ja ihr Nest weiterplanen. Es sollte das schönste und größte Nest im ganzen Wald werden. Dreistöckig, komplett aus Eiche, aber sie wusste noch nicht so richtig, welche Federn sie wählen sollte. Extra-flauschig sollen sie sein. Nicht zu groß und nicht zu klein. Mit einem schönen Muster. Kompliziert.

Und natürlich, billig wird das alles nicht. Allein schon der Baum, auf dem das Nest gebaut wird, wird schon Hunderte von Eicheln kosten, je nach Lage. Und das nur für eine Saison! Alles ist teurer geworden! Sie wird eben noch mehr sparen müssen, um sich diesen Traum erfüllen zu können.

Da schoss ihr ein anderer Gedanke durch den Kopf: Wie sah sie denn eigentlich gerade aus?! Vor lauter Grübeln hatte sie sich unterbewusst den Kopf am Ast gerieben, und jetzt war bestimmt alles zerstrubbelt. Wenn jetzt Mr. Perfect sie sehen würde! Aber wie sollte sie das auch nachschauen, es war ja mitten in der Nacht! Sie mochte Nächte nicht. Ach so, der schläft ja jetzt bestimmt. Naja. Trotzdem.

Das Leben war so schrecklich. Die Preise stiegen, die Würmer versteckten sich immer besser … oh mann, daran hatte sie ja noch gar nicht gedacht! Wenn sie dann ihr Nest baut, hat sie ja viel weniger Zeit nach Würmern zu fahnden! Wie soll sie denn da überleben! Und wenn sie hungrig ist, wird sie auch nicht produktiv sein können! Und wer weiß, vielleicht wird sie sogar krank!

Alles wird immer schrecklicher! Und jetzt auch noch dieser Marder, der rücksichtslos hilflose Spatzen überfällt! Ihre Freundin wäre um ein Haar gefressen worden. Dabei wollte sie doch alt werden, ihre Enkelkinder sehen, ach was, ihre Ururenkel! Vielleicht sollte sie sich doch einen Bodyguard zulegen.

Irgendeine Möglichkeit gibt es immer. Naja, wenn man reich genug dafür ist. Friedegard, du schaffst das schon irgendwie. Musst dich halt ein bisschen anstrengen.

Oh manno, die Sonne geht gleich auf. Eigentlich würde sie ja gerne noch ein bisschen schlafen. Aber es gibt noch so viel zu tun! Und zu durchdenken!

Macht euch keine Sorgen! … Seht euch die Vögel an! Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in Scheunen, und euer Vater im Himmel ernährt sie doch.
(Matthäus 6,25-26)

(Photo von Peter Trimming, CC BY-SA 2.0, farblich bearbeitet)

Theologischer Anhang (oder: wie die Geschichte entstanden ist)

In Matthäus 6,19-34 werden drei Sorgen beschrieben:

  • Habe ich genug, um zu überleben? (Essen + Trinken, Geld, Vorräte)
  • Wie seh ich denn aus? (Kleidung, Schönheit)
  • Wenn es heute schon so schrecklich ist, wie wird es dann erst morgen werden? (Zukunftsangst)

Kernaussage des Textes: Sorgt euch nicht (6x)! Sondern: Vertraut! „Ich habe einen guten Vater. Er wird mich versorgen. Er weiß, was gut für mich ist. Ich brauche Hilfe, und das ist ok – er hilft gerne.“

Mein Leben ist eine besondere Geschichte (deins auch!)

Viele dieser Gedanken sind meine Reflektionen über das, was ich in diesen Buch lerne: John Ortberg: Die Tür ist offen – Ergreife Gottes Chancen.

Ich schreibe gerne Geschichten. Ich liebe es, beim Schreiben kreativ Möglichkeiten auszuprobieren. Auch mein reales Leben ist eine Geschichte, die ich schreibe – eine ganz besondere Geschichte.

In jedem Moment habe ich tausende kreative Möglichkeiten – gut, vielleicht nicht ganz so viele wie in fiktiven Geschichten. Ein paar Zentimeter über den Boden schweben, das ist etwas, was in meiner Fantasie besser funktioniert. Aber ich habe in meinem Leben viele Wahlmöglichkeiten: was ich in meiner Freizeit mache, worüber ich nachdenke, welche Gefühle ich festhalte und welche ich loslasse, mit wem ich kommuniziere …

Das Leben ist eine Geschichte, die ich nicht alleine schreibe

In fiktiven Geschichten kann ich den Kontext so gestalten, wie ich es will. In realen Geschichten verändere ich mein Umfeld, und das Umfeld verändert mich – Interaktion. Viele Begegnungen suche ich mir gar nicht aus, sie kommen einfach zu mir! Aber welche Einstellung ich in diesen Begegnungen habe, das kann ich mir aussuchen. Viele Herausforderungen, globale und individuelle, sind plötzlich da und warten auf meine Antwort. Da kann ich kreativ werden. Da wird meine Lebens-Kunst gefragt. Die Kunst, all das, was ich bisher gelernt habe, gezielt einzusetzen.

Das Leben ist eine Geschichte, in der ich eine wichtige Rolle spiele

Ich habe die Verantwortung für meine eigenen Entscheidungen. Ob andere sich verändern, das müssen sie selbst entscheiden. Ich kann erstmal nur meine eigene Haltung und mein eigenes Verhalten verändern. Meine Freunde, meine Kinder, meine Arbeitskollegen … sind andere Personen. Ich kann zwar mit ihnen kommunizieren – meine Bedürfnisse, Wünsche, Ideen äußern – aber wofür sie sich entscheiden, das ist ihre Verantwortung. Sie können Erwartungen äußern, welche Rolle ich in ihrem Leben spielen soll, aber ob ich mitspiele, bleibt meine Entscheidung. (Allerdings ist es nicht einfach, seine Rolle zu verändern.)

Das Leben ist eine Geschichte, die ein Ziel hat

In meinem Leben gibt es viele Dinge, die nicht unter meiner Kontrolle sind. Und doch ist meine Geschichte nicht einfach nur Zufall. (Manche nennen diese Umstände, die mir begegnen, „Schicksal“ – weil sie eben nicht an Zufall glauben.) Gerade diese Umstände werden handverlesen durch den großen Autor der Geschichte. Gottes Ziel ist, dass wir lernen, ihm in Allem zu vertrauen. Dieses Vertrauen ist immer wieder eine Entscheidung.

Das Leben ist eine Geschichte, in der wir Vertrauen lernen können

Egal, wie viel Vertrauen in Gott (= Glauben) wir bereits gelernt haben, Gott schenkt uns ständig Gelegenheiten, es zu vertiefen. Das klingt frustrierend für mich – dann bin ich ja nie „fertig“ / perfekt? Genau. Aber es klingt auch ermutigend. Gott ist ein guter Vater, der nicht von uns erwartet, einen 100-Meter-Lauf zu rennen, wenn wir gerade erst wackelig auf unseren Füßen stehen. Glaube in Reiskorn-Größe reicht vollkommen aus.

Das Leben ist eine Geschichte, über die Gott den Überblick hat

Alle Umstände, auch die schmerzhaften, sind handverlesen von Gott – heißt das, dass er uns Schmerzen bereitet? Das ist eine berechtigte, aber schwierige Frage. Ich vermute, sie ist so schwierig, weil sie eine versch(r)obene Perspektive hat. Sie klingt so wie, „Es gibt Dinge die mich glücklich machen, und Dinge, die ich schmerzvoll / schwierig / hart finde. Was glücklich macht, ist gut, und was schmerzlich ist, ist schlecht. Wenn Gott gut ist, warum erlebe ich dann schlechte Dinge?“

Kann ich definieren, was gut und was schlecht ist? Ist Schmerz schlecht? Ich komme ja oft deswegen schmerzhaft an meine Grenzen, weil … nun ja, weil ich Grenzen habe. Manche Grenzen wollen akzeptiert werden (z.B. „Ich werde eines Tages sterben“), und manche Grenzen können überwunden werden (z.B. „Ich kann nicht Schwimmen und werde es nie können.“). Und woher weiß ich, welche Grenze ich als gottgegeben akzeptieren soll? Tja, auch das ist eine Kunst. In der Bibel heißt diese Kunst: Weisheit.

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Reinhold Niebuhr

Das Leben ist eine Geschichte, in der ich lerne, was Weisheit ist

Unsere Weisheit ist die Summe unserer Erfahrungen. Aber in der Bibel wird echte Weisheit erstaunlicherweise tiefer definiert (Sprüche 9,10): Weisheit ist vor allem der direkte Draht zum Autor unserer Geschichte. Das ist ja praktisch, könnte man meinen, der Autor kann uns ja schon mal verraten wie die Geschichte weitergeht. Nur – das macht er recht selten. Er erzählt uns nur das, was wir für unseren nächsten Schritt brauchen. Er macht uns Mut, unser ganzes Herz in das zu investieren, was wir tun.

Und er erzieht uns, seine Werte (sein „Königreich“) in der Welt sichtbar zu machen: Gott liebt, also will ich lernen, zu lieben. Gott ist geduldig, also will ich geduldig vertrauen wie er. Gott verändert kreativ – und so möchte ich mein Mögliches tun, um mich und meine Umwelt zu verändern. Diese Verbindung zu Ihm zu pflegen und zu vertiefen – das ist Weisheit.

Mein Leben ist eine schöne Geschichte. Weil mein Papa der Autor ist.

(Photo by Aaron Burden on Unsplash)

Wer bist du? (Identität)

Jeder Mensch ist eine Person, jeweils mit einer Persönlichkeit, einem Charakter, mit Gaben (ich weiß, klingt selbstverständlich). Unsere Identität hat auch noch viele andere Aspekte: Herkunftsfamilie, Name, Aussehen, Stimme, …

(Moment, meine Herkunftsfamilie ist auch ein Teil meiner Identität? Ich finde schon. In der westlichen Kultur stellen wir vor allem die Frage, „Was unterscheidet mich von Anderen?“ (Individualität), und übersehen dabei viellleicht den immensen Einfluss, den die Familie und die Kultur auf uns hat, auch gerade in unserem Erwachsen-werden. In Gruppenkulturen ist dies selbstverständlich, da ist Identität immer auch „ein Teil von einer Familie, Stamm, …“ zu sein.)

Unsere Gaben und unser Charakter können sich im Laufe unseres Lebens verändern. Da stellt sich die Frage:

Gibt es einen Kern der Identität, der nicht veränderlich ist?

Das ist vor allem eine Frage der Weltanschauung. Als Christen glauben wir, dass Gott es ist, der uns ins Leben gerufen hat. Seine Berufung für uns verändert sich nicht – und damit meine ich sowohl die allgemeine Berufung für alle (z.B. ein Sohn / eine Tochter Gottes sein) als auch die spezielle Berufung für jeden Einzelnen (z.B. für Josua: „Du sollst diesem Volk das Land als Erbe austeilen.“, Josua 1,6) In der Bibel sieht man auch, wie der Name schon stark etwas darüber aussagt, wer das ist, z.B. „Israel – Du hast mit Gott gekämpft“ (1. Mose 32,38). Dies sind also Komponenten, die unerschütterlich sind – egal wie wir uns fühlen.

Wenn man alles Religiöse aus seiner Weltanschauung rausschmeißen will, gibt es solche unerschütterlichen, unveränderlichen Anteile der Identität nicht mehr. In der Postmoderne gibt es ja keine objektive Wahrheit mehr, nur subjektive Realitäten. Also auch keine Wahrheit mehr darüber, wer ich bin, unabhängig von anderen Dingen, wie z.B. meinen Gefühlen, den Erwartungen meiner Eltern, meinem sozialen Stand, etc. Was mich definiert ist dann also: was ich tue, wie ich mich fühle …

In diesem Sinne kann ich es auch nachvollziehen, warum manche Menschen sagen: „Wenn ich mich als Frau fühle, dann bin ich eine Frau.“ Das ist irgendwie konsequent.

Wie Gott uns sieht

Ich schreibe das nicht, um einen postmodernen Lebensstil zu verteidigen. (Wie gesagt, ich würde Identität anders beschreiben.) Was mir wichtig ist: Gott hat offene Arme für alle Menschen. Jesus wurde von seinen Feinden beleidigend „ein Freund der Zöllner und Sünder“ genannt (Lukas 7,34). Er wusste, wer er ist, und fühlte sich nicht bedroht von anderen Lebenskonzepten, von ansteckenden Krankheiten oder von Sünde (ist die auch ansteckend?). Er konnte Menschen wertschätzen, selbst wenn sie ihm nicht nachfolgen.

Als Jesus einmal auf einem Business-Meeting mit einigen Pharisäern war, kam ohne Vorwarnung eine Frau in den Raum und salbte ihm die Füße mit wertvollem Öl (Lukas 7,36-50). Die Pharisäer waren schockiert: „Wenn Jesus wüsste! Die ist eine Sünderin!“ Und für diese Benennung hatten sie sicher „gute Gründe“. Nur – Jesus sah die gleiche Frau an und erklärte: „Ich sehe sie als eine Frau, die eine riesige Liebe für mich hat.“

Diese göttliche „Um-Benennung“ sehen wir an vielen Stellen in der Bibel. Als z.B. Gideon gerade im Geheimen sein Weizen drosch, kommt Gott vorbei und sagt zu ihm: „Gott ist mit dir, du tapferer Held!“ (Richter 6,12) Es ist wahr, dass Gideon sich an dem Punkt noch nicht sehr tapfer verhalten hatte. Aber Gott sieht in sein Herz und sieht das Potential, das er in Gideon hineingelegt hat. Für ihn ist die Identität Gideons ein „tapferer Held“. Auch wenn er sich gerade nicht so fühlt.

Wer bist du – in seinen Augen?

Photo by Ximena Nahmias on Unsplash

Möglichkeiten

(English version)

Welche Möglichkeit soll ich wählen? Jetzt, da ich verheiratet bin, hängt die Antwort auf diese Frage oft auch mit der Liebe zu meiner Frau zusammen. Wie kann ich den Bedürfnissen meiner Frau begegnen und gleichzeitig auch meine eigenen Bedürfnisse respektieren?

Dies geht oft nur mit kreativen Lösungen … und um diese zu finden, brauchen wir ein tieferes Verständnis voneinander. Als fiktives Beispiel: „Dein Traum ist also mit mir Urlaub in Hawaii zu machen …“

  • „Wie könnte das aussehen?“
  • „Warum ist dir das wichtig?“
  • „Was würde dir das geben (emotional)?“

Und, wie David and Nancy Harper es schön formulierten: Über diese Möglichkeiten zu träumen kann uns auch in unserer Beziehung zu Gott herausfordern. Denn er hat immer Optionen für uns. Und was brauchen wir, um uns darin zurecht zu finden? Vertrauen. Und Geduld. Das sind genau die Disziplinen, die Gott unseren Herzen beibringen will.

Vielleicht ist das ja der Grund, warum er meine Fragen manchmal nicht sofort beantwortet!