Vor kurzem durfte ich in einem Schreibseminar von Barbara Handke mein Handwerkszeug neu ausprobieren …
„Ach Jesus, da bist du ja, ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht. Wo hast du bloß gesteckt? Du bist ja total verschwitzt, bist du gerannt? Jetzt bist du wieder da, jetzt ist alles wieder in Ordnung.“ Maria machte einen Schritt auf Jesus zu, aber dieser wich zurück.
– „Maria, du verstehst nicht.“
– „Was verstehe ich nicht? Ach, ich muss nicht alles verstehen, ich seh nur dass du wieder da bist, das ist alles, was ich wissen muss. Wie schön. Kommst du mit zum Abendbrot? Ich werd erst noch einkaufen gehen müssen, aber das krieg ich schon irgendwie hin.“
– „Maria.“
– „Ja, Meister?“
– „Ich war drei Tage tot und bin nun wieder auferweckt worden. Verstehst du nicht?“
– „Dann ist es also wahr? Aber sonst bist du es doch immer, der Leute auferweckt. Wieso bist du selbst durch diesen Tunnel gegangen, hättest du dich nicht irgendwie schon im Voraus aufwecken können?“
– „Erinnerst du dich, als ich sagte: ‚Wenn ein Same nicht in den Boden fällt und stirbt, so bringt er keine Frucht.'“
– „Natürlich erinnere ich mich. Das hatte mir damals sehr geholfen: ich musste lernen, meine Tochter loszulassen, und dabei ist ein Stück von mir gestorben. Ohne deine Hilfe hätte ich das nicht hingekriegt.“
– „Dieser Satz gilt auch mir, nicht nur dir.“
– „Jesus?“
– „Ja, meine Tochter?“
– „Ach Jesus … Es ist so schön, dich wiederzuhaben. Ich spüre, etwas ganz Neues ist angebrochen. Willst du nicht vielleicht jetzt bei mir wohnen und deine Wandertätigkeit aufgeben? Ich habe noch ein Zimmer frei für dich.“
– „Maria … Ich werde bei dir wohnen, aber nicht auf der Art, wie du es dir vorstellst.“
– „Du sprichst in Rätseln, wie immer. Aber ich mag dich. Komm einfach mit.“
– „Ich kann nicht.“
– „Du musst noch etwas erledigen? Mein Haus steht dir immer offen, komme, wann du willst.“
– „Meine geliebte Maria, ich werde in deinem Herzen wohnen, auch wenn ich nach Hause gehen werde.“
– „Nach Hause? Nazareth? Oder meinst du Bethlehem? Oder …“
Jesus sah sie nur an, und sie verstand.
– „Dann ist dein Auftrag hier also beendet. Du bist gekommen, hast uns von Gott erzählt, hast deine Versprechen gehalten und uns neue Hoffnung gegeben, wie ein Same. Und nun …“
– „Es ist Zeit, dass ich gehe. Maria, richte deinen Freunden viele Grüße von mir aus. Seid unverzagt und tut das, was ihr in eurem Herzen als richtig erkennt. Viele Jahre habe ich euch gelehrt, jetzt wird ein anderer kommen, der euch lehrt.“
Maria standen die Tränen in die Augen. Sie wagte nicht, die Frage zu formulieren, die ihr auf dem Herzen lag, aber dennoch beantwortete er sie.
– „Ja, eines Tages werden wir uns wiedersehen. Ich werde dir ein Haus bereiten, und du wirst bei mir wohnen bis ans Ende der Zeit. Nun geh.“
– „Ja, Meister.“
Sie beugte ihren Kopf voller Ehrfurcht, drehte sich um und rannte zu den anderen Jüngern, um ihnen zu erzählen, was sie erlebt hatte. Ob sie jemals verstehen wird, was sie heute erfahren hat? Und doch, tief innen drin wusste sie, dass alles gut werden wird. Eines Tages.