Frage 6: Welche Person in der Bibel ist dir ein besonderes Vorbild? Warum?
(Ich habe 25 christliche Hochsensible befragt … mehr Allgemeines über die Umfrage)
Die Umfrage-Teilnehmer nennen am häufigsten David genannt (4x), außerdem werden jeweils 2x genannt: Barnabas, Johannes der Jünger, Nehemia, und Ruth.
In den Erläuterungen werden oft Eigenschaften genannt, die mit Hochsensibilität in Verbindung stehen, manche Charaktere werden explizit hochsensibel genannt. Es fällt auf, dass gerade der Mut (9x) und die Demut (5x) dieser Personen fasziniert beschrieben werden. Demut wird dabei fast immer (4 von 5) gleichzeitg mit Mut erwähnt.
Beispiel-Antworten (anonymisiert):
Abigajil: Sie ist mutig, dienend, loyal, prophetisch, leitend und doch demütig.
Barnabas, der „Sohn des Trostes“, also ein guter Tröster – und ein guter Begleiter und Ausbilder von Johannes Markus.
David. Er hat vielen Begabungen und setzt sie auch ein. Er ist hochsensibel, kreativ, macht Fehler, steht dazu. Er ist stark, durchsetzungsfähig, reflektiert. Er nimmt die Herausforderung an, die Gott ihm zumutet (König zu sein) und bleibt Gott treu.
Ich liebe Maria, die zu Jesu Füßen sitzt. Da ist eine große Nähe da und sie verhält sich frei von den Umständen, auf die sie doch sofort anspringen könnte und sich um die Gäste kümmern könnte.
Nathan, der mit David über seine Schuld sprach. Er hat diese außerordentlich schwierige Situation in aller Stille mit Weisheit gelöst.
Wenn ich Nehemia lese, berührt mich sein Weitblick, seine Emotionalität und sein detailliertes Berichten – das alles atmet geradezu Hochsensibilität.
Mein Kommentar:
Wir Menschen brauchen Vorbilder. Und gerade historische Personen, die gewisse Ähnlichkeiten zu uns selbst haben, können dabei helfen – zum Beispiel ähnlich in ihrer Persönlichkeit oder ihrer Berufung.
Seminar-Teilnehmer oder Freunde fragen mich manchmal, welche Personen in der Bibel hochsensibel waren. Das ist eine schwierige Frage – nicht nur deswegen, weil es das Konzept „Hochsensibilität“ damals noch nicht so richtig gab. Bei den griechischen Philosophen gab es erste Persönlichkeits-Typologien, aber der normale Mensch wird sich sicher nicht viel Gedanken über solche Themen gemacht haben. Die Bibel ist andere Literatur als heutige Romane, sie beschreibt das Innenleben der erzählten Personen kaum – sondern hauptsächlich das Verhalten, in manchen Fällen auch die Gefühle, aber die persönliche Motivation und die dahinterstehende Persönlichkeit können wir meistens nur indirekt erschließen.
Darum habe ich die Frage etwas offener gestellt – man kann ja auch Personen als Vorbild haben, die vielleicht nicht hochsensibel sind. Spannend fand ich gerade die Begründungen, warum jemand eine bestimmte Person (oder mehrere) ausgewählt hat. Dass gerade Mut am Häufigsten beschrieben wird, könnte die Sehnsucht vieler Hochsensibler widerspiegeln, mutiger aufzutreten und kühner das zu tun, was ihnen wichtig ist. Bei diesem Mut geht es nicht darum, beliebige Risiken einzugehen – sondern Mut, der von Demut gekennzeichnet ist, zeugt von emotionaler Reife und tiefer Weisheit. Ich ermutige Hochsensible z.B. gerne (gerade wenn sie perfektionistische Tendenzen zeigen), sich nicht zu verzetteln und sich ihre Kämpfe gut auszusuchen.
Fragen zur selbstreflektion
- Welche Personen sind dir ein Vorbild? Warum?
- In welchem Bereich deines Lebens wünscht du dir mehr Vorbilder?
- Bei welchen Personen in der Bibel hast du das Gefühl, dass sie hochsensibel sein könnten?
- Wie würde ich (De)Mut beschreiben? Wann habe ich mich (de)mutig verhalten?