Wie kann man sich selbst dazu überreden, ein Projekt anzufangen, das man schon monatelang eigentlich anfangen wollte – wie zum Beispiel die Auswertung meiner Umfrage? Nun, indem man es einfach tut. Am Besten sucht man sich eine kleine Teil-Aufgabe aus, die einen gerade anspricht weil sie eher einfach oder persönlich interessant ist.
Also gut. Auch wenn es gegen mein Perfektionismus geht (ich will doch erstmal alles optimal fertig haben) – ich werde die Umfrage nach und nach auswerten, Schritt für Schritt, das ist besser als gar nicht. Und ich fange mittendrin an:
Frage 10: Wie nutzt du deine Gabe Hochsensibilität, um Gott und der Gemeinde zu dienen?
(Ich habe 25 christliche Hochsensible befragt … mehr Allgemeines über die Umfrage)
3 Teilnehmer schreiben, dass sie ihre Hochsensibilität bisher noch nicht in der Gemeinde einsetzen, und 2 weitere, dass sie aktuell nicht wissen wie sie dies tun können. Die übrigen Teilnehmer nennen vor allem: Fürbitte, Ermutigung, Seelsorge, Zuhören/Gesprächsführung, und Kreativität.
Beispiel-Antworten (anonymisiert):
Vorrangig, um zwischenmenschliche Probleme innerhalb der Gemeinde zu lösen und zu vermitteln. Also die Einheit zu stärken (Hirtenamt).
Ich bin im Gebetsteam und bete für Menschen nach dem Gottesdienst. Gott dienen findet nicht nur in der Gemeinde statt. Ich habe viele andere Gelegenheiten im Alltag, wo ich Gott dienen kann und „einfach da“ bin für jemanden, ihm ein ermutigendes Wort zuspreche…
In Team-Sitzungen ist es hilfreich, den einen dem anderen zu erklären (was er eigentlich damit ausdrücken will). Zu spüren, aus welcher Motivation/Geist heraus jemand etwas sagt/fühlt/denkt. Die Grundsituation und Stimmung der Gemeinde einzufangen um es der Gemeindeleitung weitergeben zu können. Und anders herum.
Ich habe einen Dienst in der Gemeinde (Büchertisch), der jedoch eher unabhängig von meiner Hochsensibilität ist. Dennoch glaube ich doch, dass diese meine Auswahl der Bücher beeinflusst.
Eigentlich nicht. Im Blick auf die Gemeinde funktioniere ich eher und tue alles, was anfällt.
Mein Kommentar
Hochsensible haben „echt was zu geben“ … Natürlich alle anderen auch. Aber was ich meine ist: Hochsensible müssen nicht erst „weniger sensibel“ werden, bevor sie etwas zu geben haben. Die Hochsensibilität selbst kann eine Gabe sein, die anderen dient. Aber wie?
Durch ihre tiefe Verarbeitung von allem, was sie hören und sehen, können sie z.B. oft:
- wahrnehmen, was benötigt wird
- behutsam kommunizieren
- andere ermutigen
- Brücken schlagen
- den Weg in die Tiefe ebnen
Diese Aspekte ihrer Hochsensibilität und viele anderen können in vielen verschiedenen Bereichen eingebracht werden! Und sie können anderen (der Gemeinde, Freunden, etc.) total helfen.
Für mich stellt sich vor allem die Frage: wie kann ich gerade den Menschen helfen, die noch nicht wissen wie sie das tun können? Ich würde anfangen, mit ihnen zu entdecken:
- Was ist deine Gabe, was kannst du gut (z.B. ermutigen)?
- In welchem Kontext kannst du diese Gabe einsetzen (z.B. Gemeindecafé, Freunde, …)?
- Freut sich Gott darüber, was ist ihm wichtig? Welche Leidenschaft hat er in dein Herz gelegt?
Oft ist in diesem Entdeckungsprozess auch eine Veränderung im Selbstbild notwendig („Meine Gabe ist wichtig für andere, weil …“). In meinen Seminaren stelle ich fest, dass dabei oft praktische Beispiele und persönliche Vorbilder weiterhelfen.
Fragen zur selbstreflektion
- Was sind meine Stärken?
- Wo setze ich diese Stärken bereits ein?
- Was benötige ich, um diese Gabe bewusst einsetzen zu können?
- Wer könnte mir dabei helfen, die ersten Schritte zu gehen?
Wenn du möchtest, schreibe mir gerne, was dich in diesem Prozess besonders beschäftigt!