In welchen Aspekten/Erfahrungen hat es dir in deinem Glauben geholfen zu wissen, dass du hochsensibel bist? (Frage 9)

Frage 9: In welchen Aspekten/Erfahrungen hat es dir in deinem Glauben geholfen zu wissen, dass du hochsensibel bist?

(Ich habe 25 christliche Hochsensible befragt … mehr Allgemeines über die Umfrage)

4 Teilnehmer erklären, dass ihr Glaube ihnen geholfen hat, sich selbst so anzunehmen wie sie sind – weil Gott sie ja auch so liebt, wie sie sind. 2 weitere Teilnehmer sagen, dass ihnen der Glaube hilft, ihren Perfektionismus (zu dem sie aufgrund ihrer kognitiven Hochsensibilität tendieren) zu begrenzen.

2 Teilnehmer erwähnen, dass es ihnen schwer fällt, ihre Empfindungen aufgrund der Hochsensibilität von ihren geistlichen Empfindungen / prophetischen Eindrücken zu trennen (dazu empfehle ich übrigens einen interessanten Vortrag von Johannes Hartl). Eine solche Unterscheidung (ist dieser Eindruck von mir oder von Gott?) ist auch auf emotionaler Ebene wichtig. Durch den Glauben können sie besser einschätzen, was ihre eigenen Gefühle sind und was sie empathisch in anderen wahrnehmen, und was also ihre Rolle oder Verantwortung in dieser Situation ist.

2 weitere Teilnehmer erläutern, dass ihnen das Wissen um diese Gabe schon in einigen seelsorgerlichen Gesprächen geholfen hat.

Bei der Beantwortung dieser Frage scheint besonders viel Unsicherheit zu existieren. 2 Teilnehmer antworten, dass sie die Frage nicht verstehen; 2 Teilnehmer sagen, dass Hochsensibilität nichts mit ihrem Glauben zu tun haben, und ein weiterer Teilnehmer antwortet mit „dazu kann ich nichts sagen“.

Beispiel-Antworten (anonymisiert):

Gott liebt mich so wie ich bin. Er fordert mich heraus, ohne mich zu überfordern und gibt mir Frieden.

Ich habe mich selber plötzlich ganz anders verstanden. Dabei lerne ich immer mehr zu unterscheiden was meine eigene Emotion/Glaube und was die Emotion/der Glaube der anderen oder einer ganzen Gruppe ist. Dann zu schauen und mutig zu handeln / andere damit zu ehren/segnen lerne ich immer mehr.

Ich kann dem Glauben eine tiefe Logik abgewinnen, auch wenn er für „normales“ menschliches Denken nicht immer logisch erscheint. Wenn ich predige, bekomme ich oft die Rückmeldung, dass da „viel drinstecke“.

Meine hohen Anforderungen an mich selbst zu relativieren.

Wenn mir etwas nicht differenziert genug beschrieben wird, zu wissen, dass meine tiefere Sicht möglicherweise genau richtig ist und ich mich nicht irritieren lassen muss. Gleichzeitig aber auch meine eigenen Gedanken und oft intensiven Gefühle nicht zu ernst zu nehmen.

Mein Kommentar:

Glaube ist keine Privatsache. Der Glaube und die Weltanschauung einer Person prägt sein gesamtes Leben: seine Werte, seine Wahrnehmung und seine Einstellung, und damit auch sein Verhalten. Darum hat mich in dieser Frage interessiert, inwiefern Hochsensibilität auch für das Glaubensleben als relevant erkannt wird.

An den Antworten erkenne ich aber auch, dass die Frage nicht ganz eindeutig gestellt war: geht es um den Einfluss der Hochsensibilität auf den Glauben oder umgekehrt? Tatsächlich haben mich beide Richtungen interessiert, aber das hätte ich deutlicher formulieren müssen.

Am Beispiel-Thema „Perfektionismus“ lässt sich dieses Zusammenspiel zwischen Hochsensibilität und Glauben gut erläutern:

  • Weil ich hochsensibel bin, tendiere ich zu Perfektionismus.
  • Weil ich von Gott geliebt bin, kann ich mich auch mit diesem Persönlichkeits-Aspekt annehmen.
  • Und weil ich akzeptiere, dass ich manchmal perfektionistische Gedanken / Gefühle habe, kann ich diese relativieren und besser einordnen.

Insgesamt wird deutlich, dass der Wissen um die eigene Hochsensibilität die Einstellungen zu sich selbst verändert. Und wenn ich mich selbst annehmen und verstehen kann, hilft das auch, anderen zuzuhören und zu dienen.

Fragen zur selbstreflektion

  • Inwiefern hängt mein Glaube und meine Hochsensibilität zusammen?
  • Wenn ich an den Prozess denke, als ich entdeckt habe, dass ich hochsensibel bin … Hat dies auch meinen Glauben verändert? (Oder umgekehrt: Hat der Prozess, Gott mehr kennenzulernen, auch mein Selbstbild als hochsensible Person verändert?)
  • Mag Gott mich? Mag ich mich?

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