Gott ist wie … eine Schuldenberatungsstelle

Dieu est comme … un bureau de surendettement

Als ich noch in Stuttgart wohnte, gab es da eine Hausecke, die mich immer wieder faszinierte: denn in dem untersten Geschoss des Gemäuers war ein Schaufenster, auf dem stand geschrieben: SCHULDENBERATUNGSSTELLE, in weißen, großen Buchstaben. Nicht dass ich es nötig hätte, ich meine, ich habe zwar ein paar Kreditkarten, mein Konto ist manchmal überzogen, aber daran ist ja nichts Ungewöhnliches. Und dennoch strahlte dieses Geschäft seinen Reiz aus; sei es, weil es seriös wirkt; sei es, weil ich die Innen-Einrichtung als warm empfinde.

Eines Tages beobachtete ich, dass ein Mann vor dem Schaufenster stehen blieb, zögert, und schließlich eintrat. Ich dachte mir: „So, der ist also verschuldet? Obwohl er einen Anzug an hat ?“ Aber gut, jedem das Seine. Er ging also hinein, und der Mann hinter dem Schreibtisch begrüßte ihn und bot ihm – ohne Witz – einen Kaffee an. Jener lehnte höflich ab, er sei kein Kaffeetrinker, ob es denn Tee gäbe? Natürlich. Und sie redeten über dieses und jenes, ich lernte, dass der – sagt man: Schuldenberater? – dass seine Frau krank ist, Grippe, nichts schlimmes. Plötzlich schaute der – der Beratene? der Kunde? – wie auch immer, er sah auf seine Uhr und sprang auf, er habe noch einen wichtigen Termin, und stürmte aus dem Laden. Ich schüttelte den Kopf: „So, dafür geht man also in die Schuldnerberatungsstelle ?!“ Weiterlesen