Wenn mir jemand sagt, Kunst existiere um sich selbst willen, so würde ich es nicht ganz treffend finden. Ich finde: Kunst existiert, um Schönheit zu zeigen.
Alle Kunst, die großartig bezeichnet wird, ist es nur deswegen, weil sie Saiten in uns berühren, von der wir vergessen haben, dass sie existieren.
Die Hits im Radio: verträumte, verspielte Lyrik. Die schönsten Photos: Landschaften, die träumend machen. Kafka: Kennenlernen der Abgründe in uns. Und vielleicht gilt das sogar für die sogenannte „moderne“ Kunst: sie bewegt. Bricht Erinnerungen auf, Assoziationen. Harry Potter: was wäre, wenn das Übernatürliche existiert? Ich will nicht darüber nachdenken, aber das macht Rowling ja schon für mich. Selbst die Predigten, die mich ansprechen, sind nicht diejenigen, denen ich 100 % zustimmen kann, sondern diejenigen, die mich an verschüttete Wahrheiten erinnern. Jedenfalls meine ich mich zu erinnern.
Darum erweitern Bücher meinen Erfahrungsschatz: verknüpft mit meinen eigenen Lebenserfahrungen werden sie so etwas Ähnliches wie Erinnerungen: Bilder, Menschen, Reaktionen, von der Ferne betrachtet.
Meine Aufgabe als Autor ist also, so zu träumen, dass andere sich damit identifizieren können. Miträumen können, als wäre es ihr eigener Traum. Nur so kann ich ihre unausgesprochenen Gebete erhören. Nur so werden sie „von der Weite des Meeres“ (St Exupéry) erfahren.