Echte Liebe ist ein Kunstwerk. Sie ist so schön, aber auch so zerbrechlich. Verändere nur ein Strich davon, und du zerstörst das ganze Bild.
Echte Liebe ist Begegnung. Nicht eine mathematische Realität, die man definieren kann. Nur indem man sie gibt, wird sie sichtbar.
Und darum erzählen viele kleine Geschichten in meinem Leben von der Entdeckungsreise, was Liebe ist – und was Liebe nicht ist.
Die verbotene Praline
Früh morgens wachte ich auf. Blitzidee! Da, in der Süßigkeitenbox war doch eine Praline, die sooo lecker aussieht! Leise kletterte ich aus meinem Hochbett, damit meine Eltern nicht aufwachen (ich war so ca. 8 Jahre alt). Ich schlich mich in die Küche, mühte mich ab, die Blechbox mit den Süßigkeiten geräuschlos zu öffnen, und … da war sie. Mmmh! Golden! Bestimmt mit Schokolade und einer tollen Füllung!
Es gab nur ein Problem. Ich bekam zwar jeden Tag nach dem Mittagessen etwas aus dieser Box, musste aber unbedingt vorher fragen. Das ging jetzt gerade nicht, meine Eltern schlafen ja noch. Überhaupt, sie würden es mir wahrscheinlich eh nicht erlauben, noch vor dem Frühstück … aber ich wollte sie doch jetzt haben! Sie glitzerte doch so schön!
Ich horchte nochmal, ob vielleicht meine Eltern gerade kommen, entfernte vorsichtig die Goldfolie und voller Vorfreude … bäh! die schmeckt ja gar nicht! die ist ja mit Alkohol! Schnell räumte ich alles wieder auf, um keinen Verdacht zu erwecken, und legte mich wieder in mein Bett. Aber ich konnte nicht schlafen! Mein schlechtes Gewissen quälte mich!
Schließlich stand ich auf, holte meinen Geldbeutel mit dem Taschengeld, nahm die größte Münze, die ich besaß (5 Mark), und legte sie (vorsichtig) dorthin, wo die Praline vorher gewesen ist. Ich dachte, so können meine Eltern wenigstens Ersatz kaufen.
Eigentlich wollte ich mir Vergebung kaufen. Aber das eigentliche Problem war ja nicht, dass die Praline jetzt gegessen war, sondern dass ich meinen Eltern ungehorsam war. Und so nahm ich mir vor: das nächste Mal frage ich bestimmt. Auch wenn ich warten muss, bis sie aufstehen.
(Diese Geschichte erzählte ich Jahre später immer wieder den verschiedenen Kindern im Kindergottesdienst. Als ich sie irgendwann auch meiner Mutter erzählte, sagte sie, dass sie davon gar nichts mitbekommen hatte. Wahrscheinlich hatte sie sich nur über die 5 Mark gewundert.)
Was ich gelernt habe: Echte Liebe ist Vertrauen. Wenn ich mir einfach das nehme, was ich gerade will, weil ich es will, schmeckt es gar nicht.
Feedback gewünscht:
Vor ein paar Tagen habe ich entschieden, aufzuschreiben, wo ich in meinem Leben Facetten von der echten Liebe kennengelernt habe – die Liebe, die ich von Gott bekomme, die in mir wirkt, und die ich weitergebe.
Wenn du möchtest, dass ich diese Serie fortführe, schreibe mir bitte!