(Ein Gastbeitrag von Edith)
Wachsen – wie geht das? Schau auf Ihn, und werde verwandelt. Ja, er ist wunderschön. Ich möchte auch so gerne so sein, wie du, Herr.
Am Anfang habe ich die Luft angehalten, wenn jemand das gesagt hat: Ich möchte so werden wie Jesus. Ist das nicht zu hoch gegriffen? Habe ich gedacht! So sein wie Gott? Wollte das nicht auch Eva und ist genau daran gescheitert? Richtig, sie hat auf das Böse gehört und nicht auf dich Herr.
Hermann Hesse sagte: Versuche das Unmögliche, dann erreichst du das Mögliche.
Ist das vielleicht so gemeint? Aus eigener Kraft? Eher nein!
Also, ich stell mich DIR zur Verfügung, bitte hier bin ich… ich höre: was möchtest DU, das ich tue?
Lieben.
Ok. Ja, das mache ich so gut, wie ich kann. Bin alles andere als perfekt darin, aber ich möchte…
Ich mache mich auf die Suche, meine Geschwister sagen: du musst trainieren. Lies mal Dallas Willard. Du musst umsetzen was du gelernt hast.
Im Gottesdienst sagen sie: so, jetzt am besten eine überschwängliche Prise Dankbarkeit und dann auch Großzügigkeit, Demut und Zufriedenheit in allen Dingen, vergiss nicht… Moment, ich komm nicht so schnell mit dem Schreiben hinterher, wie viel nochmal davon und davon, damit ich glücklicher und zufriedener werde und ich Jesus immer ähnlicher werde? Das möchte ich doch so gern.
Meine Gefühle am Besten verleugnen. Sich immer im Griff haben. Negative Gefühle nicht die Führung überlassen. Klingt richtig, aber wie soll das gehen?
Die negativen Gefühle nicht zulassen.
Meint ihr das jetzt ernst? Sag mir wie?
Wenn ich solche Fragen stelle, wenden sich selbst die Motivierten ab und ich sehe ihren Rücken nach und höre, wie sie denken: Anfängerin, die ist noch nicht so weit wie wir. Und ich schaue ihnen traurig hinterher: Hey ich möchte doch, aber sag mir wie, wenn ich es nicht schaffe.
Und nur weil mir das Buch von Dallas Willard noch zu schwer ist, wendet ihr euch ab? Ist das euer Ernst? Ihr könnt das alles schon?
Wahrheit kommt wohl nicht gut an. Entweder man schwimmt mit und hält sich über Wasser, oder die anderen sind weg.
Hey das tut weh. Könnt ihr nicht mal ein wenig langsamer schwimmen? Keine Zeit? Ach so! Ok. Dann Tschüss, gute Reise! Ich segne euch!
Aber gut. Jesus war auch knallhart.
Lauwarme Christen mag er gar nicht. Bin ich lauwarm?
Warum nennt ihr mich Herr, Herr und tut nicht was ich sage? fragt Jesus. Zu Recht!
Und Leiden gehört wohl auch dazu. Leiden ertragen steht auch auf der Liste. Ich werde mal nachlesen, wie viel davon nötig ist.
Hier kann ich das im Kleinen üben. Und lernen! Am Besten, Edith, sagst du das nächste Mal nichts mehr dazu. Zum Gefühle verleugnen zum Beispiel. Schweigen ist Gold?! Vielleicht lassen sie (die anderen Geschwister) dich dann einfach dabei sein?
Aber ich mein das Ernst: Gibst du dein Leben für deine Freunde? Segnest du deine Feinde? – Du wahrscheinlich schon!
Und ich lese die Biografie von Dietrich Bonhoeffer. Würdest du dich als Christ bekennen, wenn der IS-Kämpfer vor dir steht und dich dann anschließend erschießt?
Ist es dir egal, wenn du auf einmal mit lieben Familienangehörigen nicht mehr sprechen kannst, weil die Nachricht vom Kreuz, denen die Jesus nicht kennen, eine Torheit ist?
Freust du dich, wenn du für Jesus ausgelacht wirst?
Alles verkaufen und verschenken, Fasten bis die Gesundheit drunter leidet, wie Franz von Assisi – ist das der Weg?
Alles aufgeben und anderen dienen, lieben wie Mutter Theresa? So?
Warum interpretiert jeder Mensch und jede Zeitepoche die Bibel anders? Warum Herr? Warum greifst du da nicht ein und lässt die Menschen verstehen, wie du es dir gedacht hast? Das ist doch dein Wille.
Gibt es den roten Faden? Wo ist er … manchmal verliere ich mich in meinen Gedanken.
Hans Peter Royer sagte in einer Predigt: Nicht du machst es. Jesus in dir macht es. Oha! Ein neuer Ansatz. Also doch kein Training?
Doch, doch, sagen die anderen. Es ist ja beides!
Beides??? Also ER und ich jetzt?
Er und ich zusammen? Ok, da ist ein Funke Hoffnung! Beziehung!
Denn ich liebe ihn und er ist mein Freund, mein Vater, mein Bräutigam, mein Wegbegleiter, mein Herr, mein Gott… und ich möchte bei ihm sein. Denn bei ihm ist Ruhe und Frieden und Klarheit und Schönheit und….Nichts, aber absolut gar nichts … ist schöner!
Und dann wieder die Geschwister: Edith, du musst immer dein Gottesbild prüfen. Wirklich? Es könnte nicht richtig sein? Oh je!!!
Warum nicht? Darf ich nicht an das Glauben, was ich mit Gott erlebe?
Im Wort Gottes, nur da steht, wie er wirklich ist. Gefühle, naja, darauf darfst du dich nicht verlassen…
Ach so, das ist jetzt neu für mich, gut ich lese… ich will es ja richtig machen…Bibel, einmal durch und wieder von vorn. Lerne Verse auswendig. Kannst du mir helfen? Die Stelle verstehe ich nicht… Keine Zeit… Ja, da habe ich Verständnis für. Sage ich das nicht auch so häufig zu meinen Kindern? Aber wir sollen doch großzügig geben, weil wir einen großzügigen Gott haben… immer noch einen drauf setzen, das war doch letztes Predigt-Thema?!? Oder habe ich das nicht richtig verstanden? Da scheint das mit der Umsetzung wohl nicht ganz so wichtig zu sein.
Edith, wie war das mit den negativen Gedanken? Klappt ja wieder wunderbar!
Hey du, kennst du das Gefühl, wenn du in der Bibel liest und du schmilzt förmlich vor Liebe dahin?
Edith, Gefühle sind ja ganz nett, aber das ist nicht entscheidend.
Nicht? Ich dachte immer zu einer Beziehung gehören Gefühle dazu?!?
Ich wusste gar nicht, das ich meinen Mann lieben kann, weil ich ein Buch von ihm lese – ohne Gefühle. Aber gut, er ist auch kein Gott.
Und ich denke:
… Christ sein ist irgendwie unmöglich …
Gott, ich weiß nicht, was richtig und falsch ist und ob mein Bild von dir überhaupt richtig ist; aber eins weiß ich: ich liebe dich. Und auch wenn ich noch so viel falsch mache und verkehrt denke und fühle, weiß ich doch, du liebst mich, denn du hast mir deine Liebe erwiesen. Und das weiß ich, weil du es mir gesagt hast! Persönlich und in der Bibel!
Ich vertraue dir. Du führst.
Vater ich möchte lernen Menschen mehr und mehr zu lieben. Ich möchte wachsen und so werden wie du, Jesus. Und ich möchte ganz nah an dir sein! So nah, wie ich ertragen kann!
Heiliger Geist ich brauche dich, denn Christ sein ist für mich unmöglich. Aber für dich nicht!
Und ich spüre immer mehr und mehr: du allein genügst!
Amen.
Ich habe Edith gebeten, diesen Text veröffentlichen zu dürfen, weil er
mir vor Augen geführt hat, wie kompliziert wir es manchmal anderen
machen, als Christ zu leben. Und weil ich begeistert bin, wie sie um
Wahrheit ringt und Schönheit findet.
Christ sein bedeutet: auf dem Weg sein.
Und wenn Jesus versprochen hat, dass er der gute Hirte ist, dann dürfen
wir uns getrost von seinem Stab schubsen lassen. Er führt.