Wie jeder bayrische Schüler habe ich die Verfassung bei mir zu Hause rumliegen. Außer der formell vorhandenen Todesstrafe (die inzwischen abgeschafft wurde, siehe 123recht und Focus) fand ich immer schon interessant, wie sie Bildung definiert:
Die Schulen sollen nicht nur Wissen und Können vermitteln, sondern auch Herz und Charakter bilden.
Oberste Bildungsziele sind Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor religiöser Überzeugung und vor der Würde des Menschen, Selbstbeherrschung, Verantwortungsgefühl und Verantwortungsfreudigkeit, Hilfsbereitschaft, Aufgeschlossenheit für alles Wahre, Gute und Schöne und Verantwortungsbewußtsein für Natur und Umwelt.
(BayV Art. 131 Abs. 1-2)
Natürlich wurde das zu einer Zeit der religiösen Rückbesinnung geschrieben, die Präambel sagt: „Angesichts des Trümmerfeldes, zu dem eine Staats- und Gesellschaftsordnung ohne Gott, ohne Gewissen und ohne Achtung vor der Würde des Menschen die Überlebenden des zweiten Weltkrieges geführt hat …“. Und es ist auch fraglich, inwieweit unser heutiges Bildungssystem diese Ziele widerspiegeln.
Und dennoch rückt es Bildung in ein glänzendes Licht: es geht eben nicht nur um Wissen (dafür gibt es ja jetzt Wikipedia und, wenn das nicht hilft, Google), sondern persönliche Charakterentwicklung. Wie aber lehrt man „Erfurcht vor Gott“, oder „Aufgeschlossenheit für alles Wahre, Gute und Schöne“? Indem man es vor-lebt, und die Schüler einlädt, es auch zu er-leben. Wie ein Kunst-Lehrer, der eine Museums-Exkursion plant.
In Frankreich gibt es kein Religionsunterricht, nur „Philo“ (Philosophie/Ethik). Sie lernen mehr Theorien kennen als wir, aber persönlich auseinandersetzen tun sich damit nur die, die selbst daran interessiert sind. Zum Bestehen reicht Auswendiglernen, und Diskussion im Unterricht wird auch kaum gefördert.
Mein bester Lehrer ist immer noch Gott selbst … 🙂