Also gut. Ich stelle mich dem Kampf mit dem leeren Blatt Papier, mit der Ungewissheit, wohin es führt. Wohin werde ich geführt? Wohin führe ich?
‚Nichts Neues unter der Sonne‘ sagte der Matrose, während er das Meer anstarrt. Es ist Windstille, tausend kleine Wellchen tummeln sich wie Millionen Menschen, die im Takt ihres Arbeitgebers ihre Arbeit verwirklichen. Sie schaffen Realitäten, ohne Realitäten schaffen zu wollen; sie wollen Mensch sein, benutzen dazu aber menschenunwürdige Mittel. Die Sonne strahlt, auch heute, mit erstaunlicher Konstanz und Präzision. Wenn doch nur genauso konstant Liebe unserem sozialen Gefüge hinzugefügt würde! denkt er und wundert sich über diesen Gedanken.
Eine leichte Briese streichelt seine Hand. ‚Du bist mein geliebter Sohn‘ hört er in seinem Inneren. Ist ihm diese Stimme nicht wohlbekannt? An wen erinnert sie ihn? Er schließt die Augen und überlegt. Wer könnte das bloß gewesen sein? Geliebter Sohn … moment, das ist ja krass. Ich bin geliebt? Von wem ?!
Seit 2 Jahren war er auf diesem Schiff unterwegs. Er hat Stürme überlebt, und inzwischen ist er gut mit der Mannschaft eingespielt. Man vertraut sich gegenseitig, weil man muss – wenn wir nicht zusammenhalten, bricht der Wind uns auseinander. Und dennoch …
… Geliebter Sohn … ein Sohn braucht seinen Vater, um zu überleben. Aber nicht darum vertraut er ihm. Auch nicht, weil sie einen Vertrag unterzeichnet, oder einen Kompromiss geschlossen hätten. Ein Sohn vertraut seinem Vater, einfach weil der Vater ihn liebt. Zum Beispiel indem er das Essen besorgt, zum Beispiel durch gemeinsame Angeltouren, die gemeinsamen Gespräche, das gemeinsame Schweigen … das Meiste bleibt wohl unsichtbar, wie die Tiefen des Eisberges.
Ein Vater, der mich liebt? Sein Zimmerkollege tippt ihm von hinten auf die Schulter. ‚Na, was träumst du schon wieder?‘ und verschwindet, zum Frühstück.
Das Meer ist klar. Meine Gedanken nicht.
hallo alter freund,
danke für den einblick in dich. schön geschrieben.