Verzicht

Man könnte die Religionen und Philosophien in weltzugewandt und weltabgewandt einteilen, in Hedonismus und Asketismus, in „Genieße dein Leben“ (You only live once!) und „Die Natur/Gesellschaft/Familie/Wirtschaft ist wichtiger als du“.

Aber das Christentum trägt beide Züge: einerseits fordert es auf, sich selbst zu verleugnen, und „sein Kreuz zu tragen“, so wie es Jesus als großes Vorbild tat; andererseits aber auch, die Schöpfung und das Leben wertzuschätzen. (C.S. Lewis, „Some Thoughts“, in: „God in the dock“, p. 147ff)

Und das prägt auch unsere Haltung zu Verzicht. Essen z.B. wird nicht etwa abgelehnt, weil es falsch (ungesund, verboten, …) wäre:

„Hence, in all true Christian ascetism, that respect for the thing rejected […] Marriage is good, though not for me; wine is good, though I must not drink it; feasts are good, though today we fast. […] None of these [other] beliefs really leaves you free to both enjoy your breakfast and to mortify your inordinate appetites – much less to mortify appetites recognised as innocent at present lest they should become inordinate.“

Darum finden wir in allen wahrlich christlichen Asketismus diesen Respekt für das Ding, das man ablehnt: Ehe ist gut, aber nicht für mich; Wein ist gut, aber ich darf ihn nicht trinken; Feste sind gut, aber heute fasten wir. […] Keiner dieser [anderen] Glaubensrichtungen geben dir die Freiheit, sowohl dein Frühstück zu genießen als auch übermäßigen Appetit zu zügeln – oder sogar den Appetit, der derzeitig als harmlos erkannt wird, aber übermäßig werden könnte.

(C.S. Lewis, „Some Thoughts“, in: „God in the dock“, p. 149)

Fasten wir manchmal, weil wir „im Gegenzug“ davon etwas von Gott erwarten? So ähnlich, wie wir uns von Geld „immer“ Essen kaufen können, und von Bildung „immer“ Arbeitsplätze entsteht. Nein, zuallerst geht es bei Fasten (oder verallgemeinert, Verzicht um Gottes Willen) einfach darum, meine Beziehung mit Gott und anderen zu pflegen.

Ein jüdisches Sprichwort sagt, dass wir immer zwei Zettel in unseren Mänteln tragen sollen: einen, „Das Universum wurde gerade für mich geschaffen“, und einen anderen, „Ich bin nur Staub und Asche“. Und so bleiben wir „fröhliche Bettler“, Pilger auf dem Weg, zu Gott hin.

© Photo by elitatt – CC BY 2.0

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