Geschlachtet, für uns

toter vogelVor tausenden von Jahren macht Gott einem Menschen ein Versprechen. Ein riesiges Versprechen. Er sagte: „Siehst du die Sterne am Himmel? Zähl sie mal. So viele Kinder deiner Kinder und Kinder deren Kinder … werde ich dir schenken. Und ein Land, in dem sie alle wohnen.“ Es gab nur ein kleines Problem: dieser Mensch war schon über 80 Jahre alt, und seine Frau nicht viel jünger. Wie soll das gehen? Konnte er Gott vertrauen? Er war sich nicht sicher. Also fragte er nach: „Gott, wie kann ich wissen, dass das wirklich das ist, was du vorhast?“

Erstaunlicherweise war Gott nicht beleidigt über diese Frage. Er antworte: „Bereite alles vor. Ich will einen Bund mit dir schließen.“ Abraham wusste, was er meinte. Und so brachte er die Tiere, schlachtete sie, und legte sie auf dem Boden, so wie man einen solchen Bund in seiner Zeit eben schloss: die Hälfte der Kuh links, die andere Hälfte rechts. Die Hälfte der Ziege links, die andere Hälfte rechts. Die Hälfte des Schafbocks links, die andere rechts. Die Vögel aber zerteilte er nicht, das macht man nicht. Als er fertig war mit den Vorbereitungen schauerte es ihm: als Nächstes kam der Schwur. Die beiden, die den Bund schließen, gehen durch die Tierhälften hindurch – erst der Stärkere, dann der Schwächere – und versprechen damit jeder dem Anderen: „Wenn ich mein Bundes-Versprechen nicht einhalte, dann gehe es mir so wie diesen Tieren.“

Plötzlich fiel Abraham ein: „Moment! Gott hat ja gar keinen Körper, wie soll er denn da durch gehen, geht das überhaupt?“ Keine Ahnung. Gott ist jedenfalls zuerst dran, der stärkere Bündnispartner zuerst. Abraham wartete einfach, was als Nächstes passierte. Und als Nächstes passierte … nichts. Stundenlang.

Der Abend kam. Die Raubvögel hatten die Tierleichen schon entdeckt, und so rannte Abraham hin und her, um sie zu verscheuchen. Schließlich, als die Sonne untergegangen war, schlief er erschöpft ein. Einfach so, auf dem Boden. Angst überfiel ihn. Was hatte er falsch gemacht? Hatte er Gott falsch verstanden? Er träumte unruhig, und plötzlich sprach Gott zu ihm … und er sah die geschlachteten Tiere wieder. Und da, ein Feuer ging durch die Hälften hindurch, nein zwei Feuer: ein großes wie ein Ofen, und ein kleineres wie eine Fackel. Er spürte: das muss Gott sein. Also wollte er aufstehen und selbst ebenfalls durch die Hälften hindurchgehen, aber – es ging nicht. Er konnte sich nicht bewegen. Wahrscheinlich träumte er noch.

Und da fiel ihm auf: Gott ist ja zweimal hindurch gegangen! Einmal sagte er: „Ich werde mein Versprechen einhalten. Ganz sicher.“ Und das zweite Mal sagte er: „Ich gehe für dich da durch. Selbst wenn du dein Versprechen nicht einhälst, ich halte alle meine Versprechen ein. Und wenn ich dafür sterben muss.“

Echte Liebe schrickt vor nichts zurück. Selbst vor dem Tod.

(Nach 1. Mose 15)

Photo by Chris Slupski on Unsplash

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