Der Wettkampf mit mir selbst

Ich fühle mich wie auf einer Wiese; jemand hat mich dorthingeführt, und bevor ich die Augen aufmache, erklärt er mir nochmal die Regeln: „Ganz einfach. Es gibt nur eine Regel: du musst so schnell wie möglich zum Ziel, und selbst wenn du nicht so weit kommst, je weiter du kommst, desto besser.“ Ein Rennen also. „Ein Marathon?“, frage ich. „Naja, so ähnlich, du hast halt nur 90 Minuten Zeit, dann wird abgebrochen. Hast du geübt?“

„Natürlich habe ich geübt!“ antwortete ich stolz, dabei hatte ich nur vor einer Woche angefangen, joggen zu gehen.

„Noch eine Regel: sobald du die Augen aufmachst, kannst du mich nichts mehr fragen. Hast du also noch eine Frage?“ Ich überlege scharf, aber eigentlich ist alles vorbereitet: ich habe meine Turnschuhe an, eine Käppi, falls die Sonne scheint, und einen Regenumhang, falls es anfängt zu schütten … „Ach ja … wie ist das Wetter gerade, ich meine, ich seh ja nix …“ – „Das Wetter ist perfekt.“ – „Gut, danke. Dann kann es losgehen.“

„Oke … Auf die Plätze, fertig … los!“ Ich nehme die Augenbinde ab, und als meine Augen sich an die Helligkeit gewöhnen, komme ich nicht mehr aus dem Staunen heraus. Ich dachte, es wäre eine Bahn vorbereitet worden, Absperrungen und so … ich meine, immerhin ist das Fernsehen da! … nichts. Um mich nur grüne Wiese, dort ein Wald, hier ein See, und am Himmel Wolken, die Regen versprechen.

„Wohin soll ich denn laufen?“ Er antwortete nicht, sondern ging zurück zu seinem Auto. „Bis später!“, rief er lächelnd.

(Hier geht es nicht um meine Identitätsfindung, sondern nur um eine Klausur … )

Ein Gedanke zu „Der Wettkampf mit mir selbst

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